Aufstiegs-Showdown

Geschrieben am 04.06.2023 von Lasse Struck

Da schon seit einiger Zeit kein Bericht über SFK 3 auf unserer Homepage veröffentlicht wurde, erinnern wir uns kurz einmal an die Ausgangslage nach der sechsten Runde: Hamm war mit 11 Zählern an der Tabellenspitze, wir saßen etwas dahinter mit 9 Mannschaftspunkten und einige Mannschaften mit 7 und 8 Punkten warteten in unserem Nacken. Da allein der Erstplazierte direkt aufsteigt und der zweite Platz "nur" zur Relegation reicht, hieß es für die letzten drei Runden: gewinnen, gewinnen, gewinnen und hoffen, dass Hamm patzt.

Runde 7

In der siebten Runde trafen wir auf den SV Horst-Emscher 2. Während Erich und Noel beide sicher gewannen, wurde Edgar in seinem ersten Saisonspiel auf dem falschen Fuß erwischt. Es folgten Punkteteilungen von Willy, Gerd und Bernd, sodass nur noch Simon und ich spielten. Beim Stand von 3,5:2,5 war der Ausgang des Kampfes allerdings völlig unklar, denn Simon hatte zwar einen leichten Vorteil aber ich selbst drohte zu verlieren. Im Königsinder hatte ich mir mit den weißen Steinen viele Schwächen eingehandelt und die schwarzen Türme tauchten plötzlich auf der zweiten Reihe auf. Glücklicherweise griff mein Gegner in der Zeitnotphase so richtig daneben, sodass ich das Blatt wenden und selbst auf Vorteil spielen konnte. Doch ich fand nicht das kritische Springermanöver, weswegen das vereinbarte Remis das richtige Ergebnis war. Simon hatte mittlerweile einen Bauern im Springerendspiel mehr und schaffte es dies trotz einiger Technikprobleme sicher zu verwerten. Endstand: 5:3, so kann es weitergehen! Da Hamm gegen Bottrop 4:4 spielte, rückten wir bis auf einen Punkt an Hamm heran.

Runde 8

In Runde acht traten wir mit unserer stärksten Mannschaft das letzte Auswärtsspiel der Saison gegen Oberhausen an. Unsere große Schlagkraft war auch bitter nötig, denn die abstiegsgefährdeten Oberhausener kämpften mit Biss. Obwohl Erich (wie gewohnt) taktisch das frühe 1-0 erzielte, verlief der Kampf zunächst in die falsche Richtung. Noel versuchte, eine neue Variante der Abtauschvariante im Franzosen zu erfinden und landete in einer unangenehmen Stellung mit heterogenen Rochaden. Gerd hatte zwischendurch Angriffsmöglichkeiten, doch als diese verstrichen, war auch seine Stellung schlecht. Sogar Simon (bisher 6 aus 6) fand sich in einem Endspiel mit Bauern weniger wieder und Ralf wurde aus der Eröffnung heraus unter großen Druck gesetzt. Als Bernd dann auch noch seine bis dahin deutlich bessere Stellung in ein Remis lenken musste, machte ich mir ernsthafte Sorgen.

Sorgen machten sich auch meine Mannschaftskameraden über meine Stellung, wobei ich selbst eher keinen Grund dafür sah. Ich hatte früh einen Bauern geopfert und in ein Turmendspiel übergeleitet. Der weiße König war auf der ersten Reihe gefangen und mein König machte sich gemeinsam mit meinem e-Freibauern auf den Weg zur anderen Bretthälfte. Objektiv hieß die Computerbewertung durchgehend 0.00, doch ein Patzer in Zeitnot erlaubte es mir, den e-Bauern umzuwandeln und zu gewinnen. Währenddessen wurde Noels Dame gefangen und Gerd musste sein Endspiel aufgeben. Positiv überraschend war, dass Simon sein Endspiel halten konnte und Ralf den Spieß umdrehte, sodass er nun aufgrund von gegnerischen Bauernschwächen ein leicht besseres Turmendspiel erhielt. Auch Willy hatte ein leicht besseres Turmendspiel erreicht, doch beim Versuch den Königsflügel zu öffnen zu viel Gegenspiel zugelassen - Remis! Wer mitgezählt hat, kommt auf ein Zwischenspielstand von 3,5:3,5, was bedeutete, dass alles von Ralf abhing. Als dieser mich scherzhaft fragte ob er Remis machen solle, damit wir alle nach Hause könnten, antwortete ich mit einem entrüsteten "Nein!" - und das Warten wurde belohnt. Ralf, Spieler des Tages, holte den letzten entscheidenen Punkt für das 4,5: 3,5. Ein Ergebnis, wie wir es so oft aus der letzten Saison gewohnt waren. Damit war der zweite Platz endgültig gesichert, doch auch Hamm siegte mit einem hohen 6,5:1,5.

Runde 9

In der letzten Runde trafen wir stark ersatzgeschwächt auf Bönen. Durch einen kampflos gewonnenen Punkt an Brett sechs und einer starken Angriffspartie von Bernd an Brett 5 gingen wir 2-0 in Führung. Besonders interessant war die Partie von Noel, der mit Weiß wieder gegen Französisch spielen musste. Diesesmal erforschte er die Zugfolge 1. e4 e6 2. c4!? (Anm. d. Red.: 1.e4 e6 2.c4 d5 3.cxd5 exd5 4.Db3 führt zum sogenannten Orthoschnapp-Gambit) musste aber bald darauf feststellen, dass dies besser gegen Caro-Kann als gegen Französisch funktioniert. Nach der Eröffnung entstand ein ausgeglichenes Spiel, welches im Remis mündete. Mein persöhnlicher Held des Tages ist Daniel Goldkuhle. Er hatte sich am vorherigen Freitag bereiterklärt zu spielen, obwohl er wegen des Muttertages nur zwei Stunden bleiben konnte. In diesen zwei Stunden schaffte er es tatsächlich, seinem Gegner eine Figur zu klauen, musste aber aufgrund der Zeitnot der etwas anderen Art ein Remis anbieten. Auch der zweite Ersatzspieler Jan Lüersen spielte eine gute Partie, die er verwerten konnte. Wärend Willy seinem Gegner ein Remis abknöpfte, spielte ich eine entspannte Partie im Katalanen, welche mit einem Turmgewinn meinerseits endete. Beim Stand von 5,5:1,5 verkündete Erich mir etwas zu laut, dass er noch sein besseres Endspiel bis zum Gewinn ausspielen wird, doch daraufhin hatte sein Gegner wohl keine Lust und gab auf, praktisch! Da Oberhausen leider knapp gegen Hamm verlor, hieß es für uns: Relegation!

Showdown im Stichkampf

Da Waltrop in der Verbandsliga Gruppe 2 Zweiter wurde, hieß die Begegnung zunächst SFK 3 - Waltrop 1. Als Mannschaftsführer sah ich es als meine Pflicht an, so viele Online-Accounts wie möglich zu finden (und ich hatte echt viele!), doch da Waltrop zu viele kampflose Brettpunkte erhalten hatte, wurde die Paarung auf SFK 3 - Ahlen 1 angesetzt, wodurch meine mühevolle Recherche brotlos bleiben sollte. Dies geschah ziemlich kurzfristig und eine Verlegung des Kampfes war nicht möglich, weswegen Ahlen mit einigen Ersatzspielern antreten musste. Wir hingegen spielten in Top-Besetzung mit Ausnahme von Simon, der durch Edgar vertreten wurde. Im Kopf hatte ich mir schon überlegt, dass hinten gewonnen und vorne Remis gespielt wird, doch es sollte mal wieder anders kommen.

Während Edgar und Gerd ziemlich früh Remis verkündeten, stellte Bernd seine bis dahin gute Stellung ein. Noel hatte in der Eröffnung einen Bauern geschnappt und sich später noch dazu eine Qualität ergaunert. Nachdem Erich eine weitere tolle Partie gewann, stand es 3:2 für uns, doch es wurde noch einmal spanndend: Willy war auf dem Königsflügel nach vorne gestürmt, um den gegnerischen König zu erlegen, doch nachdem einige Figuren getauscht wurden, war sein eigener König am Ende zu ungeschützt. Da im Falle eines 4:4 die Berliner Wertung zu Gunsten von Ahlen ausgefallen wäre, strengten Ralf und ich uns noch einmal besonders an. Ralf hatte früh positionelle Vorteile ansammeln können und wickelte in ein ungleichfarbieges Läuferendspiel mit Bauern mehr ab. Da Ralf allerding zwei verbundene Freibauern und einen Randbauern vorweisen konnte, dessen Umwandlungsfeld der Farbe des Läufers entsprach, forcierte Ralf das Opfer des gegnerischen Läufers gegen die zwei Freibauern und gewann sicher. Auf genau diesen Moment hatte ich gewartet. Obwohl ich meinen Gegner im Königsinder komplett überspielt hatte und sogar einige Gewinnchanchen liegen ließ, nahm ich sein Remisangebot in immer noch gewonnener Stellung an. Bevor ich noch einen dummen Fehler mache und das Endspiel einige Zeit weiterkneten musste, investierte ich lieber den einen DWZ-Punkt zum 4,5:3,5.

Waren wir damit aufgestiegen? Das wusste niemand so ganz, denn die Aufstiegsregelung sah möglicherweise noch einen zweiten Stichkampf vor, weil ein Aufstieg einen Wechsel von der Ruhrgebiets- auf NRW-Ebene bedeutete. Erst am 1.6. kam die erfreuliche Nachricht an, dass wir nicht noch einen weiteren Stichkampf spielen mussten und tatsächlich den Aufstieg gepackt haben. Hurra!

Fazit

Topscorer der Liga wurde ich selbst mit starken 8,5 aus 9; um dieses Eigenlob komme ich aufgrund der journalistischen Wahrheitspflicht nicht herum. Ähnlich stark sind Simons 6,5 aus 7 und Erichs 6 aus 8, wobei Erich auch noch einen wichtigen Sieg im Stichkampf holte. Bernd kommt auf 5/9, es folgen Willy mit 4,5/9 am Spitzenbrett, Noel (3,5/8), Gerd (3/7), Lukas Rasch (Ersatzspieler mit starken 2/2), Werner, auf welchen wir leider aufgrund gesundheitlicher Probleme in der zweiten Hälfte der Saison verzichten mussten mit 2/4, Jan Lüersen (Ersatzspieler mit 1/1), Ulrich, Edgar und Ralf mit je 1/2 und Daniel Goldkuhle und Ole Beetz (beide Ersatzspieler) mit je 0,5/1.
Als Mannschaftsführer bin ich besonders froh, dass wir nie ein Brett kampflos verloren haben und unser Teamgeist belohnt wurde. In der nächsten Saison darf SFK3 also in der NRW-Klasse antreten und sich dort beweisen. Wir können es kaum erwarten! Die Euphorie ist groß, sodass Bernd Sauer auch noch einige Gedanken zukommen ließ:

Nachwort von Bernd Sauer

Die dritte Mannschaft hat es wirklich geschafft – zwei Wochen nach dem 4,5:3,5 Sieg im Aufstiegsspiel gegen den SV Ahlen kam jetzt die erfreuliche Nachricht, dass wir in die NRW-Klasse aufgestiegen sind. Dieser Erfolg war so nicht vorhersehbar – nach der frühen Niederlage in Eichlinghofen lag die Priorität auf der Sicherung des Klassenerhalts. Jeder hat für jeden gekämpft und wir haben danach alle Spiele gewonnen und wurden verdient Vizemeister.

Dank an alle, im Laufe der Saison, eingesetzten Spieler, die zu diesem tollen Erfolg beigetragen haben. Hervorheben möchte ich Lasse, der mit viel Einsatz immer die bestmögliche Mannschaft an die Bretter brachte und „nebenbei“ zum erfolgreichsten Punktesammler der Verbandsliga avancierte.

Ab Herbst also NRW-Klasse – sicher keine leichte Aufgabe, aber wir werden sie annehmen. Dass Teamspirit erfolgreich ist, haben wir bewiesen ….

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Der letzte Schrei beim Schach ist es Entscheidungen zu treffen. Nicht unbedingt richtige Entscheidungen, aber positive. Wenn du fehl gehst, dann sollte das wenigstens mit absolutem Selbstvertrauen geschehen.

Matthew Sadler