Mit Collin Goldkuhle und Mykola Korchynskyi nahmen auch zwei Katernberger an der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft der Altersklasse U14 teil. Während Collin als 27. der Setzliste ohne jeden Erfolgsdruck nach Willingen fuhr, hoffte Mykola zu Recht auf mehr - schließlich ist seine ELO-Zahl inzwischen auf über 2300 gewachsen. Und tatsächlich übernahm er in der Mitte des Turniers die Tabellenführung und wurde erst in einem dramatischen Finish noch von Hussain Besou abgefangen, den er in der 6. Runde besiegt hatte. Der konnte seine eigene Partie nach hartem Kampf gewinnen, während Mykola nicht über ein Remis hinauskam. In der Endabrechnung fehlte Mykola ein einziger Buchholzpunkt zum Titel. Collin verlor leider seine beiden letzten Partien und verdarb damit ein bis dahin sehr erfolgreiches Turnier noch zu einem "normalen" Ergebnis.

Vor gut 2 Jahren ist Mykola mit seiner Mutter auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine nach Essen gekommen und hat sich sofort unserem Schachverein angeschlossen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mir Lukas das Eintrittsformular mit dem Kommentar Der Junge hat schon eine ELO von 1500! zusandte. Seitdem geht die Leistungsentwicklung ungebremst nach oben. Mykola ist Stammspieler unserer ersten Mannschaft geworden und hat am Spitzenbrett unserer Jugendmannschaften hervorragende Ergebnisse bei mehreren Deutschen Vereinsmeisterschaften erzielt. Ausgerechnet bei den Deutschen Einzelmeisterschaften bliebt ihm der ganz große Wurf bisher verwehrt.

Diesmal lief es von Anfang an besser. In der ersten Runde besiegte er ausgerechnet Collin, blieb mit 3,5 aus 4 an der Spitze. Am Doppelspieltag der 5. und 6. Runde schien bereits die Vorentscheidung zu seinen Gunsten gefallen: Zunächst besiegte er den Dritten der Setzliste Nikita Nechitaylo nach einer starken Verteidigungsleistung aus sehr gefährdeter Position heraus. Anschließend behielt er auch gegen den Setzlistenersten Hussain Besou in einer stark geführten Partie die Oberhand. Leider gelang ihm in den letzten drei Runden kein Sieg mehr. Schmerzhaft war vor allem die Partie gegen Alfred Nemitz in der 8. Runde, der in der Eröffnung einen vergifteten Bauern fraß. Mykola verpasste den möglichen schnellen Sieg und erhielt stattdessen "nur" eine bessere Stellung, die sein Gegner retten konnte, nachdem er eine Serie einziger Züge gefunden hatte.

Schließlich die letzte Runde. Mykola hat noch immer einen halben Punkt Vorsprung vor mehreren Spielern. Anstatt seiner gewohnten Französischen Verteidigung greift er zum Sizilianer, wählt mit dem Sizilianischen Vierspringerspiel jedoch eine Variante, die wenig Spielraum für einen ganzen Punkt bietet. Tatsächlich bewegt sich die Partie die ganze Zeit über im ausgeglichenen Bereich und endet folgerichtig mit einem Remis. Hussain Besou behält in einer sehr wechselhaften Partie schließlich die Oberhand. Eine noch bessere Buchholzwertung weist Bayastan Sydykov auf, der lange wie der sichere Sieger aussieht und mit einem ganzen Punkt vermutlich den ersten Platz erreichen würde. Doch irgendwie mündet die Partie in ein Turmendspiel, das er am Ende zum Remis verdirbt. Das rettet Mykola wenigstens noch die Silbermedaille.

Collin hatte es überwiegend mit zum Teil deutlich stärkeren Gegnern zu tun, gegen die er in den ersten 7 Runden beachtliche 4 Punkte erkämpfte. Auch in der 8. Runde spielte er lange sehr stark, stellte die Partie dann aber aufgrund eines taktischen Fehlers ein. In der letzten Runde dagegen kam er völlig unter die Räder und verlor schnell. Tragisch: Mit einem Sieg in der letzten Runde hätte er nicht nur das eigene Ergebnis deutlich erfreulicher gestaltet, sondern vermutlich auch Mykola zur Goldmedaille verholfen - schließlich fehlte dem nur ein einziger Buchholzpunkt.

Viel Zeit bleibt unseren beiden DEM-Teilnehmern nicht, um die spannenden Tage in Willingen zu verarbeiten: Am kommenden Donnerstag startet bereits die U16-Mannschaftsmeisterschaft des Schachbundes NRW, wo in fünf anstrengenden Runden der NRW-Titel und die Tickets zur Deutschen Vereinsmeisterschaft ausgespielt werden.