Ein Abend mit ... Vlastimil Hort
Geschrieben am 22.12.2018 von Bernd Rosen
Günter Klas spendiert Besuch der Schachlegende
Aus Anlass seines 80. Geburtstages schenkte unser Schachfreund Günther Klas sich und uns einen ganz besonderen Abend: Er lud Vlastimil Hort zu einem Festvortrag ein. Zahlreiche Vereinsmitglieder ließen sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen, hinzu kamen einige Gäste aus Ratingen und Oberbilk, so dass auch der große Seminarraum schon fast wieder zu klein war.
Vlastimil Hort zeigte anhand einiger sorgfältig ausgewählter Studien, dass es nicht immer klug ist, einen Bauern in die Dame umzuwandeln, da die Anwesenheit der Dame die Pattgefahr gewaltig erhöht. Anschließend demonstrierte er seine spielerische Klasse bei zwei Uhrensimultan gegen je drei Gegner, aber weder das Gespann Lukas Schimnatkowski, Nikita Gorainow und Lasse Struck noch das Trio Günther Klas, Thomas Sikorski und Samir Fattah konnten ihn ernsthaft in Bedrängnis bringen.
Zuvor fand ein weihnachtliches Jugendblitzturnier mit 11 Teilnehmern statt, das Nikita Gorainow und Noel Gallas mit jeweils 9 Punkten aus 10 Partien gewannen.
Die Teilmnahme am Jugendblitzturnier wurde versüßt durch eine große Auswahl an Süßigkeiten und Gebäck - stilecht gab es diesmal auch keine Pokale zu gewinnen, sondern Schokoladenweihnachtsmänner. Die beiden einzigen Teilnehmer aus unserer Jugendbundesligamannschaft konnten sich gemeinsam an die Spitze setzen, wobei Noel gegen Nikita gewann, aber zwei Unentschieden abgab. Auf dem dritten Platz landete Lasse Struck mit 8,5 Punkten. Überraschend stark spielte Danail Klaus, der in diesem starken Feld 4 Punkte holte. Tapfer stellte sich Jonathan Hauses der erfahrenen Konkurrenz. Bei den Punkten ging er zwar leer aus, sein Mut wurde aber mit dem Sonderpreis für den besten (=einzigen) DWZ-losen Spieler gewürdigt. Hier ein Foto von der Siegerehrung:
Abschlusstabelle Weihnachtsturnier nach 11 Runden
Rang | Teilnehmer | PU |
---|---|---|
1 | Nikita | 9 |
1 | Noel | 9 |
3 | Lasse | 8,5 |
4 | Nils | 7 |
5 | Alexander | 6,5 |
6 | Daniel | 4 |
7 | Luca | 3,5 |
7 | Lukas R. | 3,5 |
9 | Marco | 2 |
10 | Samuel | 2 |
11 | Jonathan | 0 |
Vlastimil Hort braucht man den älteren Schachfreunden natürlich nicht vorzustellen - für unsere jüngere Generation möchte ich aber doch wenigstens einige Stichworte nennen:
Hort, der im Januar seinen 75. Geburtstag feiert, war zu seinen besten Zeiten die Nummer 6 in der Welt. Er hat gegen fast alle Weltmeister nach dem 2. Weltkrieg gespielt. Er spielte bei 14 Schacholympiaden, war 6facher Meister der Tschechoslowakei und - nach seiner Übersiedlung nach Deutschland - dreifacher deutscher Meister. Hier wurde er vor allem als humorvoller Schachkommentator der Fernsehsendung "Schach der Großmeister" einem breiten Publikum bekannt. (Ja, liebe Kinder, von 1983 bis 2005 gab es einmal im Jahr eine eigene Schachsendung im Fernsehen!) Sein Talent als grandioser Geschichtenerzähler beweist er seit einiger Zeit bei ChessBase.de, wo er in unregelmäßiger Folge aus der jüngeren Schachgechichte berichtet.
Geburtstagskind Günther Klas hatte die wirklich tolle Idee, seinen 80. Geburtstag, der just auf einen Freitag fiel, bei unserem Vereinsabend zu feiern und hierzu Vlastimil Hort als Vortragenden einzuladen. Günther hat erst vor einigen Jahren zu unserem Verein gefunden, sich in der kurzen Zeit aber zum Beispiel als "Küchenchef" des Willi-Knebel-Turniers schnell unentbehrlich gemacht. Künstlerisch, kulinarisch und philosophisch vielseitig interessiert, wird er die Ausgabe von Brillat-Savarins Physiologie des Geschmacks oder Betrachtungen über das höhere Tafelvergnügen, die noch dazu 1923 in seiner Geburtsstadt Leipzig erschienen ist, sicher zu schätzen wissen. Mit diesem kleinen Präsent setzte sich unser Verein nämlich über seine ausdrückliche Bitte hinweg, von Geschenken abzusehen.
Auch Vlastimil Hort brachte einige Geschenke mit, ehe er uns alle mit einigen schönen Studien zum Grübeln einlud.
Zum Abschluss stellte sich Hort dann selbst einer sportlichen Herausforderung: Er trat im Uhrensimlutan mit einer Bedenkzeit von 20 gegen 8 Minuten an drei Brettern an. Unsere Jugendspieler Lasse Struck, Nikita Gorainow und Lukas Schimnatkowski (immerhin frischgebackener Essener Pokalmeister) konnten ihn aber nicht ernsthaft in Verlegenheit bringen. Da noch Zeit war, hängte Hort noch eine zweite Runde dran, bei der Jubilar Günther Klas, Thomas Sikorski und Samir Fattah seine Gegner waren, aber kein besseres Resultat herausholen konnten als unsere Youngsters.
Ehe er zurück zum Zug musste, tauschte Vlastimil Hort noch mit "unseren" Legenden Werner Nautsch und Willy Rosen Erinnerungen aus. Als mein Vater Willy erzählte, dass er selbst es nur bis Gelsenkirchen zur Legende gebracht habe, erinnerte ich mich daran, selbst in Gelsenkirchen schon vor einigen Jahren als "lebende Legende" bezeichnet worden zu sein - offenbar ist die "Legendenschwelle" in Gelsenkirchen besonders niedrig...
Uns bleiben als Erinnerungen an einen wirklich besonderen Abend eine kleine Fotosammlung (danke an Volker Gassmann!) und die von Vlastimil Hort mitgebrachten wunderschönen Schachstudien: