Ein Arbeitssieg am Super-Schach-Sonntag

Geschrieben am 02.02.2016 von Bernd Rosen

2. Bundesliga West: SFK findet gegen Dinslaken in die Erfolgsspur zurück

Großkampftag in der Zeche Helene! Außer unserer ersten Mannschaft, die den SV Dinslaken zum Zweitligakampf empfing, spielten noch vier (!) weitere SFK-Teams um Meisterschaftspunkte. Diese organisatorische Herausforderung wurde dank zahlreicher Helfer, allen voran ist hier Michael Wolff zu nennen, mit Bravour gemeistert. Ich selbst musste für den familiär verhinderten Ulrich Geilmann erneut als Mannschaftsführer einspringen und war erleichtert, dass ich ihm am Ende eines langen Tages keine weitere Niederlage "beichten" musste: Dank dreier Siege in der letzten Spielstunde wurde der Außenseiter Dinslaken doch noch standesgemäß mit 5,5:2,5 bezwungen.

Im Vorfeld hatte Ulrich eine sehr starke Truppe auf die Beine gestellt: Neben den "gesetzten" Großmeistern Ilja Zaragatski und Sebastian Siebrecht reiste unser ukrainisches Trio an. Wie ich bei der Abholung vom Flughafen am Samstag erfuhr, kennen sich Alexander Kovchan, Alexey Kislinsky und Nazar Firman schon seit 20 Jahren, als sie sich erstmals bei der U12-Meisterschaft der Ukraine begegneten. (Über einen solchen "Rekord" können Willy Rosen und Werner Nautsch natürlich nur milde lächeln: Die beiden spielen jetzt schon seit 70 (!!) Jahren zusammen Schach - darüber demnächst mehr auf dieser Seite!) Auch hinter den Großmeistern waren wir mit dem Internationalen Meister Dr. Christian Scholz, der Großmeisterin Sarah Hoolt und dem FIDE-Meister Dr. Thomas Wessendorf deutlich bgesser besetzt als die Gäste. Thomas wollte ich hier zunächst als Debütanten in der 2. Liga verkaufen, aber tatsächlich hat er schon in den 80er Jahren für die Essener Schachgesellschaft zweite Liga gespielt - also ehjer ein Comeback als eine Premiere.

Wirklich eine Premiere war allerdings die Begegnung Katernberg - Dinslaken. In unterschiedlichen Schachverbänden beheimatet, trafen wir ungeachtet der räumlichen Nähe beider Vereine erstmals in einem Mannschaftskampf aufeinander. Ungeachtet dessen sind vor allem die Spitzenbretter in der Region gut bekannt - ich selbst kenne Christof Sielecki, Dr. Thomas Trella und Guido Kern vor allem Trainerkollegen, Benjamin Tereick habe ich bei seinem Gewinn der deutschen U18-Meisterschaft 2006 in Willingen vor Ort unterstützt.

Klar, dass uns in diesem Kampf die Rolle des Favoriten zufiel, zumal Dinslaken auch noch auf Benjamin Tereick verzichten musste und dadurch vor allem an den hinteren Brettern ersatzgeschwächt auflief. Doch wir wissen längst, dass wir Favorit nicht wirklich können, und so kam der ziemlich holperige Start wenig überraschend: Keine Stunde war verstrichen, da musste Sebastian eine Zugwiederholung zulassen: Seine von ihm selbst als "kämpferisch" eingeschätzte Variante hatte ein dickes Remisloch.

Und es kam noch schlimmer: Alexander Kovchan schnappte sich gegen den super-soliden Christof Sielecki einen Bauern, für den er seinen Fianchettoläufer auf g7 und einige Tempi hergab. Ein kalkuliertes Risiko, um gegen den Außenseiter auf Gewinn zu spielen - diesmal jedoch eine Fehlkalkulation. Denn Sielecki nutzte die Gelegenheit zu einer Glanzpartie: Sein strategisch klares Spiel krönte er schließlich noch mit einer tollen Kombination:

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Auch danach taten sich die Großmeister schwer: Alexey hatte zwar großen Raumvorteil am Königsflügel, aber etwas Konkretes wollte nicht dabei herausspringen 1:2.

Zum Glück sorgte Sarah dann mit einer starken Positionspartie für den Ausgleich. Nach vorteilhaft verlaufener Eröffnung hatte sie sich das Leben allerdings selbst schwer gemacht, weil sie einen Bauern eingestellt hatte. Nach einem Qualitätsopfer machten dann allerdings ihre Freibauern das Rennen: 2:2

Nazar Firman mühte sich gegen Guido Kern redlich, aus der Abseitsstellung des weißen Sa3 mehr als einen symbolischen Vorteil herauszuholen - seine Versuche wies der Dinslakener jedoch mit stoischer Ruhe zurück: 2,5:2,5

In der Zwischenzeit hatte sich Thomas Wessendorf einen klaren Endspielvorteil erarbeitet. Als er mich fragte, wie der Kampf steht, antwortete ich ihm "Irgendeiner muss noch einen ganzen Punkt machen!" Das inspirierte ihn zu einem sehenswerten Königsmanöver, mit dem er den gegnerischen Läufer in freier Wildbahn fing:

Der nächste, der einen ganzen Punkt meldete, war Ilja Zaragatski: In einer ungemein komplizierten Partie, die sehr viel Rechenarbeit erforderte, kämpfte er ursprünglich mit einer Minusqualität für aktive Figurenstellung plus Bauer. In mühsamer Kleinarbeit sammelte er noch zwei weitere Landmänner ein, musste auf den sich öffnenden Linien aber viel Gegenspiel gegen seinen König zulassen. Mit präzisem Spiel wehrte er alle Drohungen ab und kombinierte am Ende die Kraft der Freibauern mit Spiel gegen den schwarzen König: 4,5:2,5.

Den Schlusspunkt setzte Christian Scholz: Dessen Gegner hatte sich in einem Franzosen sehr passiv hingestellt und einen deplatzierten Springer auf a4 in Kauf genommen, der dort nicht mehr wegkam. Nach stundenlangem vorbereitendem Manövrieren öffnete Christian schließlich die Stellung am Königsflügel - eine sehr logische, strategisch überlegen geführte Partie! Somit ergab sich der Endstand von 5,5:2,5.

In den übrigen Kämpfen mussten SFK 8 eine (verschmerzbare) Niederlage hinnehmen. SFK 6 verlor ebenfalls und bleibt im Tabellenkeller der Bezirksklasse. Dafür sicherte SFK 5 mit einem Sieg gegen Mülheim vorzeit den Klassenerhalt, und SFK 4 steht nach dem dritten Sieg im Januar auf einem Aufstiegsplatz. Insgesamt also ein erfolgreicher Sonntag, der fast 100 Schachspieler zur Zeche Helene lockte.

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