Ein Rekord für die Ewigkeit

Geschrieben am 14.11.2021 von Bernd Rosen

Werner Nautsch und Willy Rosen: Seit 75 Jahren gemeinsam am Brett

Ein Jubiläum ganz besonderer Art feiern in diesem Jahr Willy Rosen (88) und Werner Nautsch (85): Seit 1946 (!) spielen sie Seite an Seite zusammen Schach - inzwischen können sie also ihr 150jähriges "Bühnenjubiläum" feiern. Beide zählten in ihren besten Jahren zur deutschen Spitzenklasse und haben sich bis heute eine beachtliche Spielstärke bewahrt: In der Verbandsliga gehen sie nach wie vor mit großem Erfolg auf Punktejagd. Und in der Weltrangliste der aktiven Spieler belegen sie in der Altersklasse 85+ die Plätze 2 und 6 (mit Erich Krüger auf Rang 5 steht dort übrigens noch ein Katernberger).

Vor diesem Hintergrund ist verständlich, dass Ulrich Geilmann, über Jahre unser Käpt'n in der Schachbundesliga, sein neues Buch Abenteuer Schachbundesliga diesen beiden Ausnahmekönnern widmete. Unser Bild entstand am vergangenen Donnerstag, als er die ersten Vorabexemplare persönlich überbrachte. In "Abenteuer Schachbundesliga" beschreibt Ulrich die Katernberger Jahre in der Schachbundesliga in seinem gewohnt launigen und kurzweiligen Stil.

Willy Rosen und Werner Nautsch wuchsen beide im Essener Norviertel auf. In der Küche der Familie Nautsch erhielten sie von Vater Hugo Nautsch ihre ersten Schachlektionen. Nach dem Kriegsende starteten sie bei Altenessen 24 ihre beispiellose Schachkarriere. Als Schachlehrer fungierte dann Albert Malitzki, ebenfalls im Nordviertel beheimatet. Willy Rosen wurde Deutscher Jugendmeister und belegte bei der Jugendweltmeisterschaft Rang 7. Jahrzehntelang war er ein herausragender Fernschachspieler, dort errang er den Titel des Internationalen Meisters. Im Rentenalter nahm er erfolgreich an zahllosen Seniorenturnieren teil, wurde sowohl Deutscher Seniorenmeister als auch Nestorenmeister.

Werner Nautsch machte sich vor allem als Blitzspieler einen Namen. 1974 wurde er in dieser Disziplin deutscher Vizemeister. Über viele Jahre hinweg verteidigte er das Spitzenbrett unseres Vereins. Auch als SFK in der Saison 1980/81 in der neu gegründeten Deutschen Schachbundesliga startete, nahm er es am Spitzenbrett mit der deutschen und internationalen Schachelite auf. Prominentester Gegner war dort der Exweltmeister Spasski, gegen den er erst im 31. Zug den Weg zum Ausgleich verpasste, wie Ulrich Geilmann in seinem Buch analysiert.

Den Spaß am Schach haben die beiden Freunde bis heute nicht verloren. Zuletzt verpassten sie zusammen mit Erich Krüger und Karl-Heinz Hüttemann nur knapp eine Medaille bei der Deutschen Seniorenmeisterschaft der Landesverbände. Und natürlich sind sie auch bei unserem Vereinsabend weiterhin am Brett aktiv, wie der Schnappschuss vom vergangenen Freitag zeigt:

Willy Rosen und Werner Nautsch

Willy und Werner üben Französisch

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Wenn Trinken der Fluch der Arbeiter und Arbeit der Fluch der Trinker ist, dann ist Schach der Fluch der Denkenden.

J.Ross