Fit im Endspiel!
Geschrieben am 19.11.2018 von Bernd Rosen
SFK 1 siegt in Südlohn
Vor dem Auswärtsspiel in Südlohn kamen bei einigen Akteuren Erinnerungen an die letzte Saison hoch: Da sicherte sich Südlohn in der letzten Runde gegen Siegburg auf Kosten unserer 2. Mannschaft mit einem 4:4 den Klassenerhalt - für Siegburg bedeutete dies zugleich den sicheren Aufstieg. "Alles regulär gelaufen!" bedeutete Staffelleiter Strozewski unsere kritischen Nachfragen im Anschluss, auf einen förmlichen Protest verzichteten wir daraufhin. Bei der Vorbereitung fiel mir nun aber auf, dass ausgerechnet die Partien dieser Begegnung auf der NRW-Seite zwar veröffentlicht sind, aber ohne einen einzigen Zug. Das ist mal eine vertrauensbildende Maßnahme!
Ungeachtet dieser unschönen Geschichte erwies sich Südlohn als guter Gastgeber mit einem gemütlichen Spiellokal. An den Brettern allerdings endete die Gastfreundschaft: Es fiel uns sehr schwer, aus der nominellen Überlegenheit Kapital zu schlagen. Ausschlaggend war letztlich, dass Thomas Wessendorf und ich beim Stand von 3:3 aus unseren Endspielen das jeweilige Maximum herausholten und damit noch den knappen 4,5:3,5 - Sieg sicherten. Doch der Reihe nach...
Schon vor dem Kampf wurde das Thema "Endspiel" vom Schiedsrichter aufs Tapet gebracht. Der hatte nämlich einer Empfehlung beim NRW-Trainerlehrgang folgend mein "Fit im Endspiel" erstanden und äußerte sich sehr schmeichelhaft über diese Aufgabensammlung, die sich nun immerhin schon seit über 20 Jahren am Markt behauptet.
An den Brettern wählte Rainer Kaeding eine für Schwarz sehr schwierige Variante, in der er recht schnell ersatzlos einen Bauern einbüßte. Timo verbrauchte gegen Sizilianisch mit Dxd4 (was erwartbar war) überraschend viel Zeit in der Eröffnung, und Bosko geriet im Balkanduell mit Klaudio Kolakovic schon in der Eröffnung in Schwierigkeiten. Allein Volker Gassmann kam mit einer überlegenen Stellung aus der Eröffnung und schickte sich an, die schutzlosen weißen Felder der schwarzen Stellung mit seinen Springern zu besetzen. Dann war ich für längere Zeit von meiner eigenen Partie so in Anspruch genommen, dass ich den Kampfverlauf nicht mehr nahtlos verfolgen konnte. Zur Zeitkontrolle nach vier Stunden bot sich folgendes Bild:
- Lukas Schimnatkowskis geliebter Igel konnte seine Stacheln diesmal leider nicht ausfahren - 0:1. Allerdings hat sein Gegner Reinhard Funke vor einigen Jahren noch vorne gespielt und dürfte auch jetzt noch zu den stärksten Akteuren bei Südlohn zählen.
- Volker Gassmann erlaubte laut eigener Aussage nach einigen schlechten Zügen zwar noch mal Gegenspiel, siegte mit Mehrqualität aber dennoch sicher.
- Rainer Kaeding hatte nach dem Bauernverlust zwar stark gespielt, stand aber immer noch auf Verlust - wenig später ging diese Partie denn auch verloren.
- Bosko Tomic hatte inzwischen die Eröffnungsprobleme überwunden und eine zunächst nur positionell bessere, nach einem Durchbruch am Königsflügel schließlich gewonnene Stellung erreicht - das war einige Züge später der erneute Ausgleich.
- Thomas Neuer schien klaren Vorteil zu besitzen, da der gegnerische Mehrbauer am Damenflügel verdoppelt und somit entwertet war. Offensichtlich garantierte das schwarze Läuferpaar aber genügend Gegenspiel so dass er sich mit der Punkteteilung begnügen musste.
- Timo Küppers hatte strategisch tiefgründig agiert und schien über die geöffnete h-Linie dem weißen König zu Leibe rücken zu können - dennoch auch hier nur ein Remis!
- Es blieben also Thomas Wessendorf und ich übrig, in deren Händen beim Stand von 3:3 das Schickasl der Begegnung lag. Thomas hatte nach einem ungerechtfertigten Bauernopfer seiner Gegnerin immer die bessere Stellung gehabt, nach einem taktischen Fehler in Zeitnot aber die Qualität eingebüßt. Immerhin Remischancen. Ich mühte mich mit einer ursprünglich nur leicht angenehmeren Stellung, hatte bereits drei (!) Remisangebote abgelehnt und konnte am Ende trotz einiger Fehlentscheidungen nach über sechs Stunden den Siegtreffer markieren. Diese Partie finden Sie nachstehend - mit ersten Kommentaren versehen - zum Nachspielen. Fast zeitgleich sah auch Thomas`Gegnerin ein, dass seine Festung uneinnehmbar ist, und akzeptierte das unvermeidliche Remis.
Also ein eher glücklicher Sieg gegen einen nominell schwächeren Gegner. Nun gehen wir weiterhin als Tabellenführer in die Begegnung mit Plettenberg am 9. Dezember, werden uns da aber deutlich steigern müssen, um auch die Partie gegen den Ligafavoriten erfolgreich gestalten zu können.