Kein Kanonenfutter
Geschrieben am 02.11.2014 von Volker Gassmann
U20 startet gut in die Jugend-Bundesliga
Nominell sind wir als Aufsteiger und mit einem DWZ-Schnitt unter 1900 Außenseiter in der Jugend-Bundesliga West. Die Mannschaft zeigte jedoch bereits im ersten Spiel gegen Bochum 31, dass wir gut mithalten können. Es wurde hart und konzentriert gekämpft und die Spieler waren so diszipliniert den Mannschaftsführer vor Remisangeboten zu fragen.
Als erstes zeichnete sich am Spitzenbrett bei Patrick Imcke ein Remis ab, da sein Gegner gegen Patricks Grünfeld-Inder eine anspruchslose Variante gewählt hatte. Patrick hatte zwar leichte Vorteile wegen Abseitsstellung des Sa4 und Beherrschung der c-Linie, bei der fast symmetrischen Stellung gelang es dem Weißen jedoch allmählich, die Stellung auszugleichen. An Brett 5 hatte Henrik Glück, dass sein Gegner seine schwache Eröffnung nicht bestrafte. So erhielt er sogar ein gewonnenes Endspiel. Leider unterschätzte er den Vormarsch eines gegnerischen Freibauern und stand dann doch hoffnungslos.
Zum Glück hatte Lukas Gegner eine Figur eingestellt, so dass der mit Dame gegen 2 Leichtfiguren nur noch gewisse technische Schwierigkeiten hatte. Tim hatte (leider auf mein Anraten am Freitag) aufs Morra-Gambit verzichtet, geriet in einem geschlossenen Sizilianer aus ausgeglichener Eröffnung in eine immer passivere Stellung und hatte noch Glück, dass er beim dem Königsangriff des Schwarzen "nur" 2 Bauern verlor...
Damit musste an den Brettern 2 und 3 entweder Jan oder Max gewinnen und der Kampf stand auf Messers Schneide. Max hatte in strukturell schlechterer Stellung im Tschechischen Benoni (schlechter Le7 und rückständiger Bauer a7) durch g6 und f5 Gegenspiel am Königsflügel erhalten, welches der Gegner offenbar unterschätzte. Jan hatte ebenfalls Chancen auf Königsangriff und bereits einen Bauern am Damenflügel verloren. Da nicht ganz klar war, wie stark sein Angriff war, bot er Remis an, was sein Gegner annahm. In der Analyse stellte sich dann heraus, dass er vermutlich auf Gewinn stand. Zum Glück führte Max seinen Angriff überzeugend zu Ende, so dass mit 2 Siegen, 2 Remis und 2 Niederlagen das Unentschieden gesichert war.
Obgleich ein Sieg gegen die starken Bochumer möglich war, ist wegen des hohen DWZ-Unterschieds von im Schnitt ca. 170 Punkten dieses Egebnis als Erfolg zu werten. Außerdem bewahrheitete sich wieder einmal, dass Initiative und Angriff wichtiger sind als die Bauernstruktur. Oder mit den Worten von Nigel Short: "Modernes Schach sorgt sich zuviel um Dinge wie Bauernstruktur usw. Vergessen Sie das, Schachmatt beendet das Spiel!"