Knappe Sache
Geschrieben am 12.03.2023 von Jan Dette
SFK 2 besiegt Krefelder SK Turm 4,5:3,5
Auf Anfrage der Gegner fand heute der verlegte Kampf der sechsten Runde in der NRW-Liga gegen den Krefelder SK Turm statt. Die Konkurrenz hatte bereits letzte Woche gespielt, wodurch wir in der Tabelle auf Platz 7 abgerutscht waren. Auch ist die Begegnung (2,5:5,5-Niederlage) in der letzten Saison noch gut in Erinnerung. Deshalb sollte heute wenigstens ein Punkt her, um endgültig aus der Abstiegszone zu entkommen. Denn auch wenn wir beinahe in Bestbesetzung antraten, war Krefeld auf dem Papier Favorit.
Der Kampf startete pünktlich um 11 Uhr und einzig Kyrill Scheck kam wenige Minuten zu spät. Die Zeit holte er jedoch schnell wieder auf und bei meinem ersten Rundgang gab es keine größeren Auffälligkeiten.
Die erste Punkteteilung erfolgte an Brett 4 bei Yakub Irkilmez. Mit Weiß spielte er eine Variante, in der sich Schwarz auskennen musste. Doch sein Gegner kannte sich aus, sodass nach gut 20 Zügen und wenig verbrauchter Bedenkzeit die erste Partie remisiert wurde.
Mykola Korchynskyi hatte an Brett 8 ebenfalls mit Weiß eine typische Stellung aus dem Damengambit erhalten, in der er lehrbuchhaft den Minoritätsangriff am Damenflügel durchgesetzte. Sein Gegner fand nicht das richtige Mittel gegen den weißen Plan und verblieb mit einem schwachen Bauern auf c6 sowie einem geschwächten Königsflügel. Mykola schaltete seinen Plan um, und als plötzlich Dame + Springer dem nackten schwarzen König gegenüber standen, war der Sieg perfekt. Bemerkenswert war hier auch der Stand der Uhr nach Partieschluss: Auf der gegnerischen Seite standen noch circa 35 Minuten, während bei Mykola tatsächlich noch 01:39.39 zu verzeichnen waren. Nach der Partie stellten wir die Frage, ob er sich während des Spiels gelangweilt hätte, aber er verneinte etwas verlegen. Die Partie ist dem Ende dieses Berichts angehangen.
Mit der Führung im Rücken einigte sich auch Bernd Dahm an Brett 5 auf ein Remis. Er hatte mit Schwarz eine solide und ausgeglichene Stellung erreicht.
Ich hatte gegen die Guimard-Verteidigung (3...Sc6) im Tarrasch-Franzosen ebenfalls schnell eine ausgeglichene Stellung erreicht, ließ jedoch eine Möglichkeit auf Vorteil zu spielen aus und einigte mich stattdessen mit meinem Gegner auf Remis.
Schwerer hatte es Nikita Gorainow an Brett 7 getroffen. Mit Schwarz hatte er einige Probleme in seiner Stellung. Zwar konnte er am Damenflügel etwas Raum gewinnen, geriet aber bald unter Zeitdruck und verlor aufgrund seiner schwachen Grundreihe einen ganzen Turm. Damit stand es nun 2,5:2,5 und der Kampf war wieder offen.
An den vorderen drei Brettern war wirklich alles möglich. Volker Gassmann stand tendenziell schlechter, Martin Villwock schätzten wir optimistisch ein und Kyrill Scheck würde in ein Turmendspiel mit etwas besserer Bauernstruktur kommen. Also würde der Kampf ungefähr 4:4 ausgehen.
Tatsächlich konnte Volker seine Stellung nicht halten. Statt eine Qualität abzugeben, marschierte er mutig mit seinem König vor die eigenen Bauern nach g5. Das dies kein sicheres Zuhause für einen König ist, war allen klar, und tatsächlich ließ sich das Matt nur unter Hergabe der Dame vermeiden, was Volkers Aufgabe nach sich zog.
Martins Stellung war die gesamte Partie über unklar. Jedenfalls kam es irgendwann zur Diagrammstellung, in der beide Spieler noch wenig Zeit zum Erreichen des 40. Zugs hatten. Martin spielte 1.Sxe5 worauf ...Dd6 folgte, was zwar den Springer fesselt, aber Kontrolle über die siebte Reihe abgibt. Nach 2.h6+ Kg8 3.Df2 ist der Se5 tabu wegen Df7+. Es folgte 3...Tc7 4.Df6 De7 5.Dxe7 Txe7 6.Txf8+, wonach der weiße Sieg sicher ist (...Kxf8 wird mit Sxg6+ beantwortet, wonach der h-Bauer nur unter Materialverlust zu stoppen ist).
Damit hing der Kampf nun an Kyrills Partie. Wie heißt es doch so schön: Alle Turmendspiele sind remis. Aber nicht heute: Kyrills schwarze Freibauern entpuppten sich als weitaus gefährlicher als die weißen, sodass auch diese Partie für uns gewonnen wurde.
Mit diesem 4,5:3,5-Sieg steht die Zweite auf einem guten dritten Tabellenplatz. Die nächste Runde ist am 16.04. in Porz.