Pflicht
Geschrieben am 28.10.2008 von Ulrich Geilmann
Während sich Visnawathan Anand und Wladimir Kramnik in Bonn um die WM-Krone stritten, fand im benachbarten Remagen das zweite Bundesligawochenende statt. Nach den etwas verbockten Begegnungen der ersten beiden Spielrunden waren nun gegen die SG Turm Trier und dem SC 1950 Remagen eigentlich mehr oder weniger Pflichterfolge anzupeilen.
Entsprechend ambitioniert war die Mannschaftsaufstellung: Vorne spielten GM Alexander Motylev, GM Evgeny Postny und GM Viktor Laznicka - die stärkste Führungscrew, die Katernberg zurzeit mobilisieren kann. Mit Alexander konnten wir sogar einen frisch gebackenen Mannschaftseuropameister aufbieten!
Dahinter folgte ein verstärkter Mittelbau mit GM Vladimir Chuchelov, IM Nazar Firman und GM Igor Glek. Nebenbei sei bemerkt, dass sich Nazar künftig auch Großmeister nennen darf. Er hat kürzlich in einem stark besetzten ukrainischen Turnier seine 3. Norm erspielt!
Die spielstarken IM Christian Seel und IM Sebastian Siebrecht komplettierten schließlich das Team.
Wie üblich fand sich der harte Kern der Mannschaft bereits am Freitag im Hotel zum gemütlichen Auftakt zusammen; lediglich Christian (der in der Nähe wohnt) und Igor (der einen Zwischenstopp in Köln einlegte) wollten einen Tag später kommen. Alexander, Evgeny, Igor und Sebastian kamen übrigens direkt aus griechischen Kalithea, dem Austragungsort der Europäischen Mannschaftsmeisterschaft.
Mit dem Haus Oberwinter (übrigens eine freundliche Empfehlung des Remagener Teamchefs Peter Noras) hatten wir uns ein wirklich herrlich gelegenes Domizil mit direktem Rheinblick und guter Küche ausgesucht. Es wurde daher ein recht geselliger Abend. Wir teilten uns das Anwesen übrigens mit dem deutschlandweit bekannten Komiker Maddin und dessen Entourage. Der Comedian, der in Remagen auftrat, war jedoch nur kurz zu sehen.
Seine liebe Not hatte allerdings unser hochgewachsener Sebastian. Die Betten waren für ihn etwas zu kurz geratenen. Das Problem konnte jedoch durch Zimmertausch schnell gelöst werden. An was ein Teammanager nicht alles denken muss!
Das Hotel wäre dennoch genau die richtige Bleibe für unseren Bundesligaobmann Werner Nautsch gewesen! Leider hatte Werner jedoch andere Verpflichtungen, so dass er uns zunächst nicht begleiten konnte, was das Team mehr als bedauerte.
Tja, dass Remagen ein nettes Städtchen ist, muss man wirklich nicht sonderlich betonen. Wie sonst auch nutzte ich den Samstagvormittag daher für kleine Exkursionen und sah mir die lokalen Sehenswürdigkeiten an. Allerdings fand die Ortsbegehung unter leichtem Drogeneinfluss statt. Ich hatte meine üblichen Einschlafprobleme, die sich bei mir immer in der ersten Hotelnacht einstellen und wachte dann mit einem Brummschädel auf, der geradezu nach Aspirin schrie. Trotzdem war’s ein schöner Vormittag.
Dann ging’s so gegen 13.00 Uhr in den Turniersaal, da ja nach der Neuregelung der Turnierordnung spätestens um 13.30 Uhr die Mannschaftsmeldung erfolgen muss.
Die äußeren Spielbedingungen waren an sich nicht zu tadeln. Unsere Gastgeber hatten sich wirklich angestrengt, um den neuen Standardanforderungen der Bundesliga gerecht zu werden: Ein lichter Turniersaal mit guter Belüftung und eine angemessene Verpflegung. Leider gab es aber erhebliche Probleme mit der Liveübertragung, die aus Baden-Baden ausgeliehen war; auch der Liveticker funktionierte nur phasenweise. Pech! Irgendwie war ein mächtiger Fehlerteufel in der Technik! Andererseits mochte man kaum einmal durch den Raum schlendern, da der Boden aber auch jeden Schritt mit einem Quietschen quittierte, was teilweise für eine bemerkenswerte Geräuschkulisse sorgte. Die Spieler störte das aber offenbar kaum. Dem Vernehmen nach soll es allerdings eine Beschwerde über den Geruch der Mettbrötchen gegeben haben.
Zunächst ging es also gegen die SG Turm Trier. Der clevere Mannschaftsführer unserer südwestdeutschen Schachfreunde, Stefan Müllenbruck, hatte bereits am Vorabend durch einen schnellen Seitenblick in das Hotelrestaurant versucht, unsere Mannschaftsaufstellung festzustellen. Doch wir wollten uns erst gar nicht verstecken, zumal sowieso anzunehmen war, dass er eine möglichst starke Truppe ins Rennen schicken würde. Außerdem hatte Sebastian dann während des Frühstücks versucht, die Trierer auszuquetschen. Damit wurde die Waffengleichheit endgültig wieder hergestellt.
Um 13.30 Uhr war’s dann amtlich: Trier spielte mit Parligras, Bobras, Cyborowski, Jaracz, Galyas, Seger, Kolbus und Cioara. Gemessen an den Elozahlen, gingen wir also durchaus als leichter Favorit ins Match; aber durch Elovergleich ist bekanntlich ja noch niemals ein Mannschaftskampf entschieden worden!
Übrigens hatten wir sogar drei Essener Schlachtenbummler dabei, die den Weg nach Remagen nicht scheuten. Klasse! So ein Enthusiasmus freut mich natürlich sehr! Unter den weiteren Gästen war auch der agile WM-Kommentator Klaus Bischoff nebst Gattin, die den freien Tag in Bonn zu einer kleinen Kiebitzrunde nutzten. Insgesamt war der Turniertag gut besucht.
Die Eröffnungsphase verlief mehr oder weniger in ruhigen Bahnen. Die Auguren erspähten bei Alexander, Nazar und Viktor minimale Vorteile, während die Positionen von Igor und Evgeny etwas ausgebremst wirkten. Bei Vladimir und Christian sah auch alles ziemlich gediegen aus; selbst Sebastian spielte eine für seine Verhältnisse vergleichsweise normale Eröffnungssequenz. Außerdem gab es ausnahmsweise mal keine unmittelbaren Zeitnotprobleme, was mich wiederum zusehends entspannte. Die Spieler kommen mit der neuen Bedenkzeitregelung (100 Minuten für die ersten 40 Züge mit einem Zeitaufschlag von 30 Sekunden pro Zug und danach 50 Minuten mit einer Zuggutschrift von 30 Sekunden für den Rest der Partie) offenbar gut zurecht.
Nachfolgend sah man Nazar öfter durch den Turniersaal wandeln. An sich ein sicheres Zeichen dafür, dass er sich in der Stellung nicht unwohl fühlte. Der Franzose auf seinem Brett war sicherlich nach seinem Geschmack, zumal er sich bei leicht geöffneter gegnerischer Königsstellung einige Angriffsoptionen erspielen konnte.
Etwa zur gleichen Zeit drehte Alexander seinem Gegner einen rückständigen Bauern auf der d-Linie an, den er dann erfolgreich mit seinen Schwerfiguren belagerte. Außerdem konnte Christian seine Bauernstellung entdoppeln und nachfolgend am Damenflügel eine imposante Bauernphalanx aufbauen. Strategisch gesehen ging’s also durchaus aufwärts, auch wenn noch rein gar nichts entschieden war und Igors Partie von Zug zu Zug immer remislicher aussah.
Etwas Sorge bereiteten mir allerdings nachfolgend die Stellungen von Sebastian und Evgeny, die sich durch ein paar schwierige Entscheidungen in jeweils knorrige Stellungen brachten, die nun höchste Umsicht erforderten.
Ein wenig später begann dann auf Nazar’s Brett die eigentlich schon länger erwartete Schwingerorgie. Er spendierte einen seiner Zentralbauern und schaltete nach einer kleinen Ungenauigkeit seines Gegners auf kompromisslosen Angriffsmodus - ein angebotenes Damenopfer inklusive! Nazar war wieder einmal in seinem Element und gewann kurz danach verdient (1-0).
Während sich Evgeny dann etwas entlasten konnte, schien sich die Stellung von Sebastian immer schwieriger zu gestalten. Trotz Mehrfigur (sein Gegner hatte geopfert) braute sich am Königsflügel ein ziemlich raues Schwerfigurengewitter mit deutlichen Mattdrohungen zusammen.
Parallel dazu erfummelte sich Igor ein leicht vorteilhaftes Turmendspiel. In der Gesamtsicht blieb es also bei einem hauchdünnen Vorteil für Katernberg, wobei sich Vladimir wohl eher in einer ausgeglichenen Position befand.
Sebastian musste danach seine Dame gegen einen Turm geben, was die Lage seines Königs zwar minimal entspannte aber seine Probleme auf lange Sicht natürlich nicht wirklich löste. Viktor erspielte sich während dessen nonchalant einen Mehrbauern.
Kurz vor der ersten allgemeinen Zeitkontrolle musste dann Sebastian aufgeben. Der Trierer Gegentreffer ging angesichts des Partieverlaufs wohl in Ordnung. Allerdings stellte Sebastian in der Analyse fest, dass er mehrfach nur die zweitbesten Züge gemacht hatte und ärgerte sich dem entsprechend sicher zu recht über diese unnötige Verlustpartie (1-1).
Zu diesem Zeitpunkt stellte Alexander die Weichen in seiner Stellung. Er schaltete unter Figurenopfern auf Angriff um und bastelte in beiderseitigen Zeitproblemen an einem ziemlich blickdichten Mattnetz. Überdies erspielte sich Evgeny im allgemeinen Zeitnotdurcheinander die Qualität und Christian erhielt ein interessantes Endspiel mit zwei Läufern gegen den Turm. Auch Igor konnte seine vorteilhafte Stellung halten und blieb am Drücker. Also kein Zweifel: Es sah im Moment wirklich gut aus für uns!
Als erster machte dann Alexander den Sack zu. Sein Gegner streckte in hoffnungsloser Stellung die Waffen (2:1). Kurz danach beendete auch Igor seine Partie mit einer theoretisch begründeten und tatsächlich gerechten Punkteteilung (2,5:1,5).
Die anderen Partien waberten allerdings immer noch unstet vor sich hin. Klare Gewinnpläne konnte ich ehrlich gesagt zu diesem Zeitpunkt nicht ausmachen. Ich war deshalb fast geneigt, an allen verbleibenden Brettern ein Remis anzubieten, um dem bösen Spiel ein Ende zu bereiten. Gleichwohl sprach allerdings ein teilweise recht deutlicher Materialüberschuss für uns, so dass ich mir schlussendlich auf die Zunge biss. Abgesehen davon hätte das der sympathische Stefan Müllenbruck sowieso nicht mitgemacht!
Viktor kämpfte inzwischen verbissen um seine Partie. Allerdings sah es mittlerweile ganz und gar nicht mehr danach aus, als ob es für einen ganzen Punkt reichen würde. Im Gegenteil. Die Zeit wurde langsam knapp und die Stellung verschlechterte sich zusehends.
Während dessen sah Vladimir trotz seines Mehrbauern keine Gewinnperspektive mehr und willigte nach Rücksprache mit der Mannschaftsführung kurz darauf ins Remis ein (3:2).
In diesem Augenblick überspielte Evgeny endlich seinen Gegner. Schlussendlich zeigte sich sein klares Partieverständnis (4:2). Allerdings gab kurz danach leider Viktor auf. Er hatte die Stellung mit seinen Gewinnversuchen schließlich total überrissen. Sehr ärgerlich (4:3).
Der Matchwinner war dann Christian, der in einer fast studienhaft geführten Endspielleistung den Sieg herausspielte (5:3).
Hier noch einmal das Endergebnis:
Brett | SG Turm Trier | - | SF Katernberg |
1 | Mircea Parligras | 0 - 1 | Alexander Motylev |
2 | Piotr Bobras | 0 - 1 | Evgeny Postny |
3 | Lukasz Cyborowski | 1 - 0 | Viktor Laznicka |
4 | Pawel Jaracz | ½ - ½ | Vladimir Chuchelov |
5 | Miklos Galyas | 0 - 1 | Nazar Firmann |
6 | Ruediger Seger | ½ - ½ | Igor Glek |
7 | Dietmar Kolbus | 0 - 1 | Christian Seel |
8 | Andrei Nestor Cioara | 1 - 0 | Sebastian Siebrecht |
Endergebnis | 3 - 5 |
Natürlich haben wir dann im Hotel noch ausgiebig geschmaust und gefeiert, zumal die Sommerzeitumstellung ja in der Nacht zum Sonntag eine erholsame Extrastunde brachte. Allerdings nicht für mich, weil sich in meinem Nachbarzimmer ein junges Paar non verbal austauschte.
Remagens freundlicher Manager, Peter Noras, hatte angekündigt, dass er gegen uns mit der gleichen Crew antreten würde, die am Samstag aufgestellt worden sei und so war es dann auch. Remagen trat also mit Fedorchuk, Gharamian, Dgebuadze, Degraeve, Mainka, Popovic, Swinkels und Boidman an. Bedauerlich war natürlich das Fehlen von Dr. Robert Hübner, den ich ausgesprochen gerne wieder einmal live am Brett erlebt hätte. Der international bekannte Großmeister hat in Katernberg einen außergewöhnlich guten Ruf. Außerdem durfte ich vor vielen Jahren selbst einmal in einer Simultanpartie gegen ihn antreten. Budapester Gambit. Ich wagte eine dubiose Neuerung und wurde verdienter Maßen für soviel Dreistigkeit bestraft. Es blieb eine nette Erinnerung, das von ihm unterschriebene Partieformular und die Bewunderung für sein absolut einmaliges Schachverständnis.
Nun, allzu viel Auswahl hatte ich auch nicht. Übrigens hatte sich die Remagener Mannschaft mit einem 3,5-4,5 gegen Mühleim am Vortage wacker geschlagen. Ich erwartete daher ein besonders schweres Spiel, obwohl wir schon wieder eindeutig Elofavorit waren.
Erfreulicher Weise erschien zur Unterstützung der Mannschaft auch unser Bundesligaobmann Werner Nautsch nebst Gattin, was für die Jungs sicher eine zusätzliche Motivation war. Außerdem funktionierte die Liveübertragung scheinbar etwas besser und auch der Liveticker ging. Dank gebührt aber dem fleißige Trierer Teamchef Stefan Müllenbruck, der in mühevoller Kleinarbeit manuell dafür sorgte, dass die Vortagespartien nach dem Totalausfall der Übertragung im erforderlichen Chessbase-Format weitergeleitet werden konnten.
Okay - zum Spiel:
Eröffnungstheoretische Knaller konnte ich auf den ersten Blick nicht erkennen. Alles verlief zunächst in mehr oder weniger bekanntem Gelände. Eine runzelige Stirn bekam ich eigentlich nur bei Sebastian, dessen König im Zentrum festsaß und nun das Ziel unsittlicher Anträge wurde; er fing sich später aber wieder. Doch Theorie?!
Zum Ausgleich verschaffte sich Vladimir im beginnenden Mittelspiel einen weit vorgerückten, freien Zentralbauern, der ein bisschen wie der berühmte Pfahl im Fleisch wirkte. Leider lebte der Diplomagronom nicht lange genug, um seine Promotion zu erleben! Gleichwohl verblieb ein Mehrbauer.
Auch Viktor und Evgeny konnten sich zunächst die Initiative sichern und da die Partien von Alexander, Nazar, und Igor weitestgehend ausgeglichen standen, war trotz der kleinen Entwicklungsprobleme, die Christian noch zu lösen hatte, im Prinzip alles in Ordnung.
Während dessen schneite auch wieder der Tegernseer Top-Spieler Klaus Bischoff mit seiner Frau herein. Nett, dass die beiden trotz seiner Verpflichtungen bei der WM noch die Zeit aufbrachten, mal bei der Konkurrenz vorbeizuschauen!
Igor befriedigte zwischenzeitlich seine Zeitnotsucht. Die inzwischen anwesenden Katernberger Schlachtenbummler waren sich allerdings alle darin einig, dass die Stellung nicht ganz so einfach war, also tatsächlich ein wenig Zeit investiert werden musste. Parallel dazu erspielte sich Alexander, der sich in seiner Caro-Kann-Verteidigung keine sonderlichen Perspektiven erarbeiten konnte, mit stummem Einverständnis der Mannschaftsführung das erste Remis des Tages (0,5:0,5).
Auch Christian bot nach Rücksprache Remis an. Sein Gegner durfte aber noch nicht.
Nach 3 Stunden Spielzeit sah ich uns insgesamt mit leichtem Vorteil. Peter Noras hatte die gleiche Wahrnehmung. Mir gefiel dabei vor allem, dass Sebastian offenbar wieder Spielfreude hatte. Er besaß inzwischen einen Bauern mehr und seine Stellung sah ganz solide aus. Evgeny war nach unklaren Momenten ebenso auf dem Weg der Besserung. Er kassierte ebenfalls ein Bäuerchen. Für Viktor klarte sich der Himmel desgleichen auf. Soweit so gut. Problemchen hatte eigentlich nur Nazar, der mit der trockenen Strategie seines Gegners nicht richtig zu recht kam.
Zur ersten Zeitkontrolle begann Igor in hochgradiger Zeitnot zu schwingen und veropferte sich dabei offenbar. „Sascha“ Motylev sah’s kommen, war aber nicht weiter beunruhigt, weil wir mittlerweile auf fast allen anderen Brettern wirklich gut standen.
Das nächste Ergebnis kam dann bei Christian. Das erspielte Remis ging dabei absolut in Ordnung (1:1).
Tja, wie soll ich’s sagen!? Igor wollte sich einfach nicht in sein Schicksal fügen und mutierte plötzlich zum Kampfschwein. Er fummelte, wühlte und arbeitete… und das mit Erfolg! Im Blitztempo entwickelte sich plötzlich einen Vorteil nach dem anderen bis sein Gegner schließlich völlig entnervt aufgab. Eine bemerkenswerte Vorstellung! (2:1).
Parallel packte es auch Sebastian trotz der einen oder anderen Remisfalle (3:1). Leider musste sich aber gleichzeitig Nazar geschlagen geben, so dass das Torverhältnis zunächst gleich blieb (3:2). Er hatte die Stellung zur falschen Zeit geöffnet und lief so in eine schwere rechte Gerade.
Dann sorgte Vladimir für den weiteren Punkt. Eine wirklich gute Performace. (4:2). Es ging Schlag auf Schlag und dass ich dabei innerlich wie ein Honigkuchenpferd grinste, muss hoffentlich nicht sonderlich betont werden!
Kurz nach dem dann folgenden Remis von Viktor und dem damit verbundenen Mannschaftssieg (4,5-2,5) wurde es etwas hektisch. Viktor musste schnell noch zum Zug gebracht werden und die Zeit wurde knapp. So was nennt man wohl zeitoptimierte Spielführung!? Naja, wie auch immer! Dankenswerter Weise fand sich Jürgen Gawron bereit, das zu übernehmen. Er brachte dann auch gleich Igor und Vladimir zum Zug, so dass ich mich wieder in aller Ruhe der noch laufenden Partie von Evgeny widmen konnte!
Was eigentlich nicht nötig war, denn Evgeny stand immer noch mit einem Bauern mehr im stabilen Endspiel. Da brannte nichts mehr an. Er ließ sich dann auch wirklich viel Zeit und massierte seinen Gegner geduldig wie Weiland Karpov. Politik der kleinen Nadelstiche nennt man’s wohl! Der kleine Vorteil blieb; vergrößerte sich am Schluss sogar um einen ganzen Springer. Doch das dann entstandene Endspiel (König, Springer, Turm gegen König / Turm) bot tatsächlich nur noch äußerst theoretische Mattoptionen. Allerdings stand der gegnerische König bereits am Rand so dass sich vielleicht tatsächlich die eine oder andere Möglichkeit der taktischen Entscheidung bot.
Doch es gab keine Fehler mehr. Die Partie endete dann nach 132 Zügen und knapp 7 Stunden Spielzeit doch „nur“ Remis, wobei allerdings sogar die 50-Züge-Regel bemüht werden musste. (5,0 – 3,0). Danke an die Geduld unserer Gastgeber!
Auf meine lächelnd vorgetragene Rückfrage ("Was that really necessary?") antwortete Evgeny cool: "Yes, of course! A profi-player always must check all his options!" Was soll man da noch sagen?
Abschließend noch einmal die Einzelergebnisse im Überblick
Brett | SF Katernberg | - | SC 1950 Remagen |
1 | Alexander Motylev | ½ - ½ | Sergey Fedorchuk |
2 | Evgeny Postny | ½ - ½ | Tigran Gharamian |
3 | Viktor Laznicka | ½ - ½ | Alexandre Dgebuadze |
4 | Vladimir Chuchelov | 1 - 0 | Jean-Marc Degraeve |
5 | Nazar Firman | 0 - 1 | Romouald Mainka |
6 | Igor Glek | 1 - 0 | Petar Popovic |
7 | Christian Seel | ½ - ½ | Robin Swinkels |
8 | Sebastian Siebrecht | 1 - 0 | Yuri Boidman |
Endergebnis | 5,0 - 3,0 |