Porz: 2 - Katernberg: 4 !!

Geschrieben am 04.12.2018 von Bernd Rosen

Die U20 übernimmt die Tabellenführung in der Jugendbundesliga

Endlich! Wie oft hatten wir Porz in den letzten Jahren schon am Haken, und immer gelang es ihnen am Ende, den Kampfverlauf auf den Kopf zu stellen und die Punkte mitzunehmen. Diesmal gelang es unserer Mannschaft, alle Befreiungsversuche abzuwehren und den verdienten Sieg auch nach Hause zu fahren. Dabei hätten sich die Porzer auch diesmal nicht beschweren können, wenn außer Nikita (jetzt 3 aus 3!) und Jonas noch der ein oder andere Katernberger seine Partie gewonnen hätte - mit dem 4:2 Endstand waren sie noch gut bedient.

Da der Ligafavorit Brackel überraschend gegen Aachen verlor, stehen wir nach der 3. Runde bereits allein an der Tabellenspitze. Und Bochum, das nach der Niederlage gegen Schalksmühle noch ohne Sieg dasteht, rangiert gar auf einem Abstiegsplatz... Natürlich nur eine Momentaufnahme, aber nach diesem Bombenstart erscheint die erstmalige Qualifikation für die DVM U20 durchaus möglich!

Der Kampfbeginn war auf Wunsch von Porz auf 12:30 Uhr verschoben worden, weil die Porzer am Vormittag von der Bezirksregierung für mehrere Deutsche Meistertitel geehrt wurden. Ich hatte mir schon gedacht, dass Porz dadurch stärker antreten könnte als wenn wir auf der angesetzten Uhrzeit bestanden hätten, aber dennoch erschien es mir als selbstverständliche sportliche Geste, mich diesem Wunsch nicht zu verschließen. Der Porzer Mannschaftsführer Uli Thiemonds bedankte sich dennoch ausdrücklich: "Bochum war nicht so freundlich wie Ihr - die haben gegen unsere Zweite nicht verlegt!". Und er bestätigte meine Vermutung was die Mannschaftsaufstellung anging: Alexander Suvorov hätte ohne die vorherige Ehrung nicht gespielt. Mit ihm am ersten Brett besaß Porz an allen Brettern teilweise deutlichen DWZ-Vorsprung, nur Lukas hatte die etwas bessere Zahl als seine Gegnerin.

Selbst 12:30 Uhr war für den Porzer Spieler an Brett 4 noch immer zu früh - er wurde von unseren Gastgebern per Telefon aus dem Blett geklingelt und in Köln zu Hause abgeholt. Mit 36minütiger Verzögerung saß er dann am Brett - wie ein Blick in die Ausschreibung lehrte, beträgt die Kartenzzeit in der Jugendbundesliga tatsächlich wie in der guten alten Zeit 60 Minuten. Als 60jähriger Opa werde ich mich natürlich nicht beschweren, dass wenigstens die Schachjugend NRW noch an den altehrwürdigen Traditionen festhält!

Nun aber zum Kampfverlauf:

  • Yakub erreichte eine bequeme Französisch-Stellung mit getauschtem weißfeldrigen Läufer, spielte danach aber etwas zu vorsichtig. Mit meiner Zustimmung vereinbarte er mit seinem Gegner ein Remis in inzwischen etwas schlechterer Stellung. 0,5:0,5

  • Nikita spielte eine tolle Positionspartie: In einem Damenbauernspiel öffnete er die c-Linie und drang dort mit seinen Schwerfiguren in die Stellung ein. Nach umfangreichem Abtausch wanderte sein a-Bauer kurz nach der Zeitkontrolle unaufhaltsam dem Unwandlungsfeld entgegen: 1,5:0,5

  • Lukas hatte seine Gegnerin in einem englischen Botwinnik-System im Mittelspiel ausmanövriert und stand mit zwei verbundenen Freibauern selbst dann noch auf Gewinn, als er einen Bauern einstellte. Er verpasste wohl mehrere Einschussmöglichleiten und landete am Ende in einem ausgeglichenen Turmendspiel. 2:1

  • Jonas hatte in einer Aljechin-Verteidigung am Brett einen sehr interessanten Plan ersonnen: Er spielte h2-h4 nebst Lg5 und Kf1 und wartete einfach darauf, dass der Gegner irgendwann auf g5 schlagen und damit die h-Linie öffnen würde. Der tat ihm tatsächlich den Gefallen und wurde prompt von einem Läuferopfer auf h7 kalt erwischt. Zwar überlebte er den nachfolgenden Angriff auf wundersame Weise, aber auf Kosten einer Qualität. Den Materialvorteil verwandelte Jonas gegen zwei sehr aktive Springer einwandfrei - ebenfalls eine sehr starke Partie! 3:1

  • Timo hatte am Spitzenbrett eine zähblütige Partie in der Karpov-Variante der englischen Eröffnung. Es gelang ihm, den schwarzen Läufer auf a7 passiv zu halten, auf h5 musste sich Schwarz zudem noch um einen schwachen Bauern kümmern. Irgendwo verlor Timo bei der Vorteilsverwertung jedoch den Faden. Als Alexander Suvorov selbst aktiv wurde, konnte er jedoch mit einem Dauerschach sofort die Punktteilung erzwingen, die zu diesem zeitpunkt auch den Mannschaftssieg bedeutete: 3,5:1,5

  • Noel stand von allen Katernbergern sicher am gefährdetsten. Wie so oft hatte er in der Eröffnung sehr viel Zeit investiert, erhöhte aber irgendwann die Schlagzahl. Die Stellung wackelte bedenklich: Sein Sf8 war der letzte Verteidiger gegen das durch Lc2 und d3 ständig drohende Matt auf h7. Doch als auch bei seinem Gegner die Zeit knapp wurde, verschaffte er sich mit einem Qualitätsopfer plötzlich Gegenspiel und seinerseits starken Angriff. Nach der Zeitkontrolle stand er dann sicher auf Gewinn, am Ende landete aber auch diese Partie im Remishafen: 4:2

Zeitgleich trudelten im Spiellokal die ersten Ergebnisse von den anderen Spielorten ein. Der bestens vernetzte Cem meldete frühzeitig den Aachener Sieg gegn Brackel und auch den Erfolg von Schalksmühle gegen Bochum 1. Und Uli Thiemonds berichtete mit einer gewissen Geugtuung, dass auch Bochum 2 gegen Porz 2 trotz der nicht erfolgten Verlegung verloren hatte.

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Wenn man den Gegner angreift, will man ihn nicht überzeugen, sondern überraschen.

Dr. Savielly Tartakower