Schachkrimi an der Waterkant

Geschrieben am 19.11.2006 von Bernd Rosen

4:4 gegen Bremen

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SFK holt zwei Unentschieden gegen den Hamburger SK und den deutschen Vizemeister Werder Bremen - Volokitin startet mit Niederlage - Sergei Erenburg und Georgios Souleidis beste SFK-Spieler des Wochenendes

Mit zwei hart erkämpften Unentschieden im Gepäck kehrten die SFK-Schachspieler von der Auswärtsrunde in Hamburg zurück. Der erhoffte Sieg gegen wenigstens einen der beiden Nordvereine blieb ihnen zwar auch diesmal verwehrt, aber vor allem das Unentschieden gegen den deutschen Vizemeister Werder Bremen kann sich in der Endabrechnung noch als wertvoller Punktgewinn herausstellen.

Nazar Firman

Zunächst stand am Samstag der Kampf gegen den Gastgeber Hamburger SK auf dem Programm, der am Vortag gegen Bremen sensationell hoch mit 6:2 gewonnen hatte. Am Spitzenbrett steckte GM Andrei Volokitin das Brett wie gewohnt in Flammen, doch der junge polnische GM Radoslaw Woitaszek behielt die Übersicht und verteidigte sich erfolgreich - die geopferte Qualität und den Punkt musste Volokitin abschreiben. Diese Niederlage wurde ausgeglichen durch den erneuten Sieg von IM Nazar Firman, der im Endspiel einen starken gedeckten Freibauern besaß. Gerade als sein Gegner sich anschickte, eine aussichtsreiche Blockade zu errichten, verschaffte sich der Katernberger mit einem überraschenden taktischen Nadelstich entscheidenden Vorteil.

Georgios Souleidis
Georgios Souleidis

Es folgten zwei umkämpfte Remispartien von GM Sergei Erenburg und GM Igor Glek, der sich mit einem Figurenopfer gute Angriffschancen verschafft hatte, am Ende aber über ein Dauerschach nicht hinaus kam. IM Georgios Souleidis brachte SFK dann in Führung: In einer souverän geführten königsindischen Partie kontrollierte er nach einem typischen positionellen Qualitätsopfer das gesamte Brett und erlangte schließlich entscheidenden materiellen Vorteil.

Die Entscheidung fiel erst ganz am Schluss der sechsstündigen Spielzeit. Zunächst endete auch die Partie von GM Erwin l'Ami mit einem Dauerschach, ehe sich IM Sebastian Siebrecht in einem Turmendspiel geschlagen geben muste. Fast zeitgleich willigte GM Vladimir Chuchelov in das Remis ein, da er einsehen musste, dass sein Mehrbauer im Endspiel nicht zu verwerten war.

Kuriosität am Rande: Alle Siege wurden mit den schwarzen Steinen errungen - ein "rabenschwarzer Tag" für die Weißspieler also!

Wenn im Kampf gegen Hamburg nach dem Verlauf der Partien vielleicht noch etwas mehr drin gewesen wäre, so konnten sich die SFK-Spieler über das zweite Unentschieden an diesem Wochenende nicht beklagen. SFK-Mannschaftsführer Werner Nautsch sprach gar von einem "Füllhorn des Glücks", das die Schachgöttin Caissa über den Katerbergern geleert habe.

Sergei Erenburg
Sergei Erenburg

Nach einem schnellen Remis von Sebastian Siebrecht entbrannte an alle Brettern ein heftiger Kampf. Wie schon am Vortag wurde wieder reichlich Material geopfert, und zwischenzeitlich hofften die mitgereisten SFK-Schlachtenbummler gar auf einen Erfolg ihrer Mannschaft. Doch ausgerechnet der bislang so erfolgreiche Nazar Firman, der eine Figur "ins Geschäft gesteckt" hatte, scheiterte am Ende am Widerstand von IM Gennadi Fish und musste sich geschlagen geben. Äußerst glücklich dann der Sieg von GM Sergei Erenburg gegen den tschechischen GM Hracek: In ausgeglichener Stellung überschritt der Werderaner im 40. Zug die Zeit!

Obwohl an allen übrigen Brettern auch diesmal wieder "bis zur letzten Patrone" gekämpft wurde, endeten die Partien von Andrei Volokitin, Erwin l'Ami, Vladimir Chuchelov, Igor Glek und Gorgios Souleidis allesamt mit einem Unentschieden. Dabei musste sich Andrei Volokitin gegen GM Luke McShane lange Zeit umsichtig verteidigen, aber am Ende stand auch in dieser Partie ein Dauerschach.

Erwin l'Ami
Erwin l'Ami

Besonders glücklich war das Remis von GM Erwin l'Ami gegen Yannick Pelletier. In der Schlussstellung akzeptierte der Schweizer Großmeister angesichts seiner knappen Bedenkzeit in gewonnener Stellung ein Remisangebot des jungen Holländers. Den zwingenden Weg zum Gewinn hatte nur l'Ami gesehen...

Angesichts der schweren Gegnerschaft kann SFK mit den Punkteteilungen zufrieden sein. Die Lage in der Liga ist nach dem zweiten Spieltag jedoch unübersichtlich wie nie. Nach zum Teil sensationellen Niederlagen mussten alle Favoriten bereits Federn lassen, alle Mannschaften weisen mindestens zwei Verlustpunkte auf und außer dem Schlusslicht Berlin Tegel sammeln auch die vermeintlich schwächeren Teams fleißig Punkte, so dass der Kampf um die Meisterschaft ebenso spannend zu werden verspricht wie der Abstiegskampf.

SfK trifft nun am 09./10. Dezember in Solingen auf die Westkonkurrenten aus Solingen und Wattenscheid.

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