So viele Chancen

Geschrieben am 05.02.2022 von Lasse Struck

U20 Jugendliga West: SFK 2 unterliegt Bergheim

An diesem Wochenende stand die dritte Runde der NRW-Jugendliga an. Nachdem wir in der vorherigen Runde unglücklich, aber doch klar mit 4:2 verloren hatten, dümpelten wir im Tabellenmittelfeld herum. Durch die zeitgleich stattfindende Ruhrgebiets-Mannschaftsmeisterschaft der U14 in Dortmund mussten wir auf Collin, Daniel, Nils und Lukas L. verzichten. In schwächerer Aufstellung lautete unsere Devise für diesen Kampf also: Vorne punkten, hinten halten.

Dzemal war von Anfang an voll auf Angriff aus. In seiner Partie an Brett 6 spielte er in einem Göring-Gambit sehr aktiv und entwickelte sich vollständig. Besonders bemerkenswert war ein Turmschwenk über a2 nach d2. Darauf muss man erst einmal kommen!

Anschließend opferte er noch einen ganzen Springer den beiden Gambitbauern hinterher, doch in komplizierter Stellung verlor Dzemal leider den Überblick und musste sich geschlagen geben. Zwischendurch wäre trotz des erheblichen Materialnachteils sogar der Sieg möglich gewesen - Dennoch: eine sehr starke Partie, wenn man bedenkt, dass es erst seine dritte überhaupt war! Hier die entscheidende Stelle zum Nachspielen:

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An Brett 2 bekam Lukas im Grand-Prix-Angriff einen Aufbau mit d6, g6 und Lg7 vorgesetzt - dies ist sehr gefährlich für Schwarz und die Hoffnung eines jeden Grand-Prix-Spielers. Entsprechend sah auch Lukas Stellung aus. Während Schwarz lediglich den Lg7 vorzuweisen hatte, spielten bei Lukas schon alle Figuren mit. Der Trumpf der offenen e-Linie mit dem gegnerischen Monarchen auf e8 kam noch hinzu. Doch wie auch in Dzemals Partie verflachte die weiße Initiative leider mehr und mehr, bis tatsächlich ein ausgeglichenes Endspiel entstand. Mit einigen ungenauen Zügen und zu passivem Spiel im Turmendspiel musste auch Lukas die weiße Flagge hissen. Hätten nur mal die Alarmglocken lauter geläutet als es Zeit zum Draufhauen war!

Währenddessen ging es auch bei Ole und Luca zur Sache. Beide Katernberger hatten die „Dragidorf“-Eröffnung gewählt und standen soweit solide. Nach einigen fraglichen Zügen von Weiß hatte Ole die Möglichkeit das klassische Qualitätsopfer Txc3! mit großartiger Kompensation zu spielen. Er entschied sich jedoch lieber einen sicheren Bauern zu gewinnen. Dies rächte sich jedoch nach einigen weiteren Zügen, da Ole sich entschied Kd7 zu ziehen. Das erlaubte der weißen Dame ihre ziemlich passive Position auf h6 zu verlassen, ohne dass der schwarze König aus dem Zentrum fliehen konnte. Und wie es die Schachgötter wollten, wurde es nicht mehr besser für Ole, sodass dieser sich nach 53 Zügen geschlagen geben musste. Luca hingegen zeigte, wie es richtig geht. Nachdem sein Gegner in der Eröffnung Sg4 mit Tausch des schwarzfeldrigen Läufers erlaubte, holte Luca bald darauf die schwach gewordenen weißen Königsflügelbauern ab und fuhr den ersten Punkt für unsere Mannschaft ein. Ein souveräner Sieg!

Bei Sam am vierten Brett lief es nicht besser als an den meisten anderen Brettern. Er hatte sich zwischenzeitlich stark von einem Bauernverlust in der Eröffnung zurück gekämpft, doch letztendlich fand er kein Mittel gegen diesen Mehrbauern, nachdem ihm die Initiative abhanden kam. Erst nach vielen weiteren Abtäuschen gelang es ihm, das Materialgleichgewicht wieder herzustellen, aber der aktive schwarze König brach ihm zusammen mit dem gegnerischen Turm das Genick.

Die Partie des Tages fand allerdings an Brett 5 statt. Angefangen hatte es damit, dass Jonathan schon in der Eröffnung länger überlegen musste und in der Folge der weißen Dame gewährte, die Bauern b7 und a7 zu vertilgen. Dies kostete jedoch wertvolle Zeit und hätte es Jonathan erlaubt, die gegnerische Dame mit Le4! arg in Bedrängnis zu bringen. Diese erste Gewinnchance verpasste er leider. Und so ging diese Partie erst los! In der Folge konsolidierte sich Weiß, entschied sich aber in der Diagrammstellung anstatt der Rochade zum äußerst riskanten e4??, was Jonathan gekonnt mit ...Sxe5! beantwortete - und der Spieß war schon wieder umgedreht!

Nach einigen weiteren Zügen musste der weiße König das Recht der Rochade abtreten und die schwarzen Figuren brauchten nur noch aktiviert werden, um den weißen König zu erlegen. Doch schon wieder geschah alles anders. Plötzlich fehlte ein ganzer schwarzer Springer auf dem Brett - sodass Weiß wieder die Oberhand gewann! Dies sollte sich auch für lange Zeit nicht ändern. Der weiße König fand Sicherheit am Königsflügel, während die anderen Figuren dem schwarzen König immer näher kamen. Der Partieausgang stand eigentlich schon sicher fest - doch dann passierte das Unglaubliche. Im 39. Zug fiel das gegnerische Plättchen auf der Uhr! Wie anders hätte diese Partie auch ausgehen sollen!? Ein echtes Spektakel für jeden Zuschauer.

Am Ende des Tages steht allerdings nach einem hartem Kampf ein bitteres 2:4 auf dem Spielbericht. Schade, dass es trotz vielen mutigen Zügen und aussichtsreichen Stellungen nicht geklappt hat. Der nächste Gegner ist am 19.02 der Düsseldorfer SK.

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