Tag des Schachs 2002

Geschrieben am 01.09.2002 von Bernd Rosen

Wettkampf Alt gegen Jung und Simultanvorstellung von Andrei Volokitin

Der Schachbund NRW und seine Jugendorganisation können zufrieden sein: Der Nachwuchs ist o.k.! Der Vergleichskampf der NRW-Jugend gegen die soeben in Bad Segeberg mit dem Deutschen Meistertitel dekorierte NRW-Seniorenauswahl endete am "Tag des Schachs" in Essen mit einem klaren 6:4 für die Jugend.

Wie der Veranstalter in seiner Begrüßungsrede betonte, war der freundschaftliche Wettkampf eine Momentaufnahme in dem ewigen Staffelrennen des Lebens, in dem jeder den Stab immer nur eine begrenzte Strecke trägt, bevor er ihn weiter reicht. "Heute wollen wir sehen", sagte er, "wie schnell die Jungen schon und Alten noch laufen können."

Zu Beginn stand der mit einigem Werbe- und Presseaufwand vorbereitete Kampf unter einem schlechten Stern. Durch ein organisatorische Panne im Jugendmanagement (Wenigstens das Organisieren klappt bei den "Alten" noch besser!) blieben zwei Jugendbretter unbesetzt, so bedauerlicherweise auch das als besonderer Highlight angekündigte Duell der Deutschen Jugendmeister von 1950 und 2002, Willy Rosen (SF Katernberg) und Ilja Zaragatski (SG Bochum 31) am Spitzenbrett.

Die beiden kampflosen Punkte für Rosen und Erich Krüger sollten allerdings die einzigen vollen Zähler für die Senioren bleiben. Trotz erbitterter Gegenwehr kam die Jugend in den acht gespielten Partien zu vier Siegen, während die restlichen Spiele remis endeten. Fast alle Partien wurden im Endspiel entschieden, allerdings kamen die Senioren meist schon mit leichten Nachteilen aus dem Mittelspiel in die Schlußphase.

Dass sich Spieler unterschiedlicher Generationen mehr zu sagen haben als "Schach" und "Matt", war den lebhaften Gesprächen der buntgemischten Reihe beim anschließenden gemeinsamen Essen anzumerken.

Willy Rosen beschränkte sich nicht darauf, einen kampflos gewonnenen Punkt in das Match einzubringen. Die tiefe Verbundenheit gerade der Senioren zur Dresdner Schachszene bewog ihn, die Anwesenden um eine Spende für die Schachspieler unter den Opfern der Flutkatastrophe zu bitten. Der ansehnliche Betrag im dreistelligen EURO-Bereich (die genaue Summe liegt mir nicht vor) geht in den nächsten Tagen an eine Vertrauensperson des Dresdner Schachs.

Zweiter Glanzpunkt der Veranstaltung in den lichtdurchfluteten Räumlichkeiten der ORANGERIE in der Essener GRUGA war das durch eine Initiative der SPORTFREUNDE KATERNBERG möglich gewordene Simultanspiel des 16-jährigen Großmeisters Andrei Volokitin gegen 22 Spieler aus einem Mülheimer, einem Xantener und acht Essener Vereinen. Der junge Ukrainer, offensichtlich noch ungeübt im Simultanspiel, ging die Partien ruhig an, nahm offensichtlich jeden Gegner ernst und dachte auch schon einmal zehn Minuten über einen Zug nach. Erst nach 3,5 Stunden war die erste Partie beendet, und nach gut sechs Stunden lag das überragende Endergebnis vor: 20:2!! 18 Siege, 0 Niederlagen, 4 Remis (Günter Abendroth/SF Katernberg, Ulrich Geilmann/ SK Xanten, Klaus Biermann/SF Werden 24/80, Michael Mombeck/Wacker Bergeborbeck). Angesichts einer Gegnerschaft mit einem DWZ-Schnitt von knapp 2000: Grandios! Jung Andrei, der seine Runden unermüdlich in gepflegtem Outfit (weißes Hemd, Krawatte) drehte, war hinterher sowohl glücklich als auch erschöpft. Lang anhaltender Beifall der Zuschauer für einen wirklich ungewöhnlichen Auftritt des Junioren-Weltstars!

Willi Knebel

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