U20 schafft DVM-Qualifikation

Geschrieben am 17.02.2023 von Lasse Struck

Ein Rückblick auf die zweite Saisonhälfte

Lange ist es her, dass hier über unsere 1. Jugendmannschaft berichtet wurde. Daher folgt an dieser Stelle eine ausführliche Zusammenfassung der Geschehnisse der letzten Runden. Nochmal eine kurze Erinnerung zu unserer Ausgangslage: Nach den ersten zwei Runden, in welchen wir souverän gegen Hemer und Brackel gewonnen konnten, standen wir nur durch die schlechteren Brettpunkte punktgleich hinter dem Tabellenführer aus Porz. Wer die Berichte von SFK3 aus dem letzten Jahr gelesen hat, weiß aber, dass Brettpunkte gar nicht so wichtig sind: man muss sie einfach nur zum rechten Zeitpunkt holen und knapp gewinnen! Apropos Gewinnen, mit einem Sieg gegen Porz wäre die Sache natürlich deutlich simpler, dass das jedoch keine einfache Aufgabe ist, sollte jedem klar sein, der die Aufstellung von Porz kennt...

Runde 3

Am 13.11.2022 (ja, so lange ist es schon her!) machte sich unsere Mannschaft auf nach Köln. Mit Aik, Nils und Jonas fehlten uns drei wichtige Stammspieler. So durften Ole, Collin und Jonathan Jugendbundesliga-Luft schnuppern. Obwohl auch Porz nicht in Bestbesetzung antrat, hatte ihr letztes Brett immer noch über 2000 DWZ-Punkte! So viel war bei uns gerade mal im vorderen Bereich zu finden. Dementsprechend gestaltete sich auch der Verlauf des Kampfes. Jonathan hatte wohl die schwierigste Aufgabe von uns allen. 1000 DWZ-Punkte Unterschied sind ziemlich viel und das zeigte sich auch in der Partie. Doch dass der Underdog den Favoriten ins Wanken bringen kann, zeigte Collin. Nach einer Eröffnung, in der Schwarz einigermaßen Unfug zusammengespielt hatte, opferte Collin mutig einen Läufer, um die gegnerische Königsstellung zu öffnen. Das Schöne war, dass das Opfer korrekt zu seien schien und Collin somit deutlich besser stand. Weniger schön ist der Fakt, dass Collin seinen Gegner aus der Stellung entkommen ließ und schlussendlich im Endspiel aufgeben musste.

In Oles Partie war eigentlich nie viel los. Es wurden Figuren abgetauscht, ohne dass sich daraus ein Vorteil für eine der beiden Seiten ergab. Währenddessen kämpfte ich am ersten Brett mit dem Springeropfer meines Gegners. Die Partie war bis zu diesem Zeitpunkt ziemlich ausgeglichen verlaufen. Doch in steigender Zeitnot verknoteten sich die weißen Kräfte. Hinzu kam, dass auch die schwarze Zeit sich dem Ende zuneigte, sodass der Ausgang völlig offen war. Die resultierende Stellung war zwar objektiv ausgeglichen, Schwarz hatte jedoch das wesentlich einfachere Spiel und mit wenig Zeit war der Verlust schon vorprogrammiert.

Mykola hatte einen schlechten Tag erwischt. Noch relativ früh in der Partie berührte er seinen König, sah dann aber, dass der geplante Zug eine Qualität einstellte. Da andere Königszüge noch schlimmer geendet wären, entschied Mykola dennoch für 0-0-0, obwohl das die Springergabel auf f7 zuließ. Der einzige Spieler von uns, der überhaupt etwas zählbares aus seiner Partie holte, war Noel. Trotz seiner symptomatischen Zeitnot gelang es ihm, im Angriff die gegnerische Dame und damit die Partie zu gewinnen. Da Ole sich zum Ende noch austricksen ließ, verloren wir 1:5.

Runde 4

Nach der Niederlage gegen Porz ging es im Dezember nach Münster, gegen die Punkte her mussten.

Den ersten Aufreger des Kampfes sollte es tatsächlich an meinem Brett geben. Nachdem ein ungewöhnlicher Springer-Tausch auf dem Feld h7 geschah und Weiß folglich Lxh7+ spielte, schlug ich aus Reflex den Läufer mit meinem König - blöd nur, das noch die Dame von c2 den Läufer deckte. Nach kurzem Schock und Nachschlagen im Regelwerk, wie es nun mit dem ungültigen Zug umzugehen sei, konnte ich sehr gut mit der 2 Minuten Strafe leben. Unabhängig von diesem Fauxpas gelang es mir dennoch die Partie zu gewinnen.

Zuvor konnte jedoch Mykola bereits den ersten Punkt für uns verbuchen. Er hatte den sonst positionell stark spielenden Lennart Schröder wunderbar am Damenflügel überspielt und keine Chance auf Gegenspiel erlaubt.

An Brett eins erspielte sich Aik neben einer klar besseren Stellung auch einen großen Zeitvorteil. Umso bemerkenswerter ist, dass Aiks Gegner immer noch Verteidigungsressourcen fand und sich später ins Remis rettete. Dies dachten jedenfalls alle Beteiligten und Zuschauer bis der Computer nach dem Kampf anzeigte, dass Aik in der Endstellung auf Verlust stand - Glück gehabt.

Jonas hatte ein ähnliches Problem in seiner Partie wie gegen Hemer. Durch bessere Theoriekenntnisse erhielt er die angenehmere Stellung, verlor aber nach und nach den Faden. Wieder Remis! Auch Nils schaffte es nicht, trotz deutlich besserer Stellung, über die Punkteteilung hinauszukommen. Mit Noels abschließende Remis, stand der Endstand fest: 4:2 für Katernberg!

Runde 5

Mit der guten Ausgangslage in der Tabelle trafen wir nach der Winterpause auf Solingen. Tatsächlich war es Jonas, der den ersten Punkt erspielte (ich selbst gewann leider kampflos). Schon in der Eröffnung war er seiner Gegnerin taktisch überlegen und Jonas verwertete seinen Materialvorteil sicher. Auch Mykola gewann nach gewohnt souveränem Spiel durch das bessere Rechnen. Während ich noch die Schachzüge prüfte, hatte Mykola das Matt schon längst gesehen... Noel hatte sich derweil mal wieder in eine schwierige Situation gebracht. Gegen seinen noch jungen Gegner verbrauchte er wie immer zu viel Zeit in der Eröffnung. Vielleicht sollte ich eher erwähnen, wenn Noel mal nicht in Zeitnot ist, das ist nämlich deutlich seltener der Fall. Auf dem Schachbrett sah es auch nicht besser aus: Im 40. Zug hatte sein Gegner sogar die Möglichkeit, mit Schach einen Mehrbauern zu verbuchen, aber es wurde zum Glück für uns zu schnell gezogen. Letztendlich gewann Noel das resultierende Endspiel.

Dass man einen Läufer auf h7 nicht immer schlagen sollte (oder darf!), zeigte uns Nils in seiner Partie noch einmal. In guter Stellung nahm er das Opfer an und erlaubte Dauerschach. Kh8 wäre besser gewesen. Im Najdorf-Sizilianer erreichte Aik zunächst die angenehmere Stellung. Er schaffte es, den kritischen Bauerndurchbruch d5 durchzusetzen, der die schwarzen Figuren befreit, traf dann allerdings die Fehlentscheidung, seinen König nach f8 zu stellen. Da wollte vielleicht jemand zu eindrucksvoll spielen? Am Ende behielt er allerdings doch seine Nerven und fuhr den ganzen Punkt ein. Endstand: 5,5:0,5.

Runde 6

Mit einem Sieg in Paderborn wären wir so gut wie sicher Tabellenzweiter. Da alle Spieler schon vor 11 Uhr anwesend waren, gab der gegnerische Mannschaftsführer die Bretter schon vorher frei und Noel wunderte sich kurz darauf doch sehr darüber, nachdem er von seinem Toilettengang zurückkehrte und folglich nichts mit bekommen hatte. Dieses Mal war Aik zuerst fertig. Obwohl er in die Vorbereitung seines Gegners geriet, fand er die richtigen Züge, spielte danach allerdings etwas ungenau und ein schnelles Remis zeichnete sich ab. Mykola hatte tatsächlich eine leicht schlechtere Stellung (Isolani mit wenigen Figuren), fand allerdings aktives Gegenspiel und gewann letztendlich doch. Noel wickelte in ein gutes Endspiel ab und sicherte einen weiteren Punkt, ich selbst gewann früh einen Bauern und verwertete diesen sicher. Doch was an den Brettern 5 und 6 geschah, war unglaublich! Ole gewann ein komplett ausgeglichenes Läuferendspiel ohne jegliche Gewinnchancen und Nils dachte, er würde einen gegnerischen Läufer gewinnen, stand am Ende aber für ihn überraschend mit einem Läufer weniger dar. Der Mann des Tages ist jedoch Axel, der nicht nur am Samstag in der Zeche die Bretter für die anderen Mannschaften aufbaute, sondern sich auch noch kurzfristig bereiterklärte, seinen freien Sonntag als Fahrer für unser Team zu opfern.

Mit dem 4,5:1,5 Sieg kann uns nur noch Hemer vom zweiten Platz verdrängen. Die müssten allerdings 6:0 gegen Porz gewinnen und wir müssten 0:6 gegen Kaarst verlieren - ich hoffe in diesem Fall muss man hinterher nicht noch ein zweites Mal rechnen. Den direkten Vergleich haben wir ja gegen Hemer auch noch für uns entschieden. In jedem Fall haben wir uns schon jetzt für die DVM nach Weihnachten qualifiziert, was natürlich einen erfreulichen Erfolg darstellt.

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