Wir sind NRW-Meister!

Geschrieben am 05.06.2024 von Bernd Rosen

SFK gewinnt die U16-Mannschaftsmeisterschaft von Nordrhein-Westfalen

Unsere U16-Mannschaft hat es geschafft: In einem äußerst stark besetzten Turnier gelang ihr das Kunststück, alle fünf Begegnungen nach hartem Kampf für sich zu entscheiden. Mit 10:0 Mannschaftspunkten und 13:7 Brettpunkten hatte sie am Ende einen Vorsprung von 4 Mannschaftspunkten auf die nächst platzierten Teams aus Porz und Paderborn. Bester Punktesammler war Nils mit 4:1 am dritten Brett, gefolgt von Mykola (3,5:1,5 an Brett 1). Auf jeweils 2,5 Punkte aus 3 Einsätzen kamen Lukas und Daniel. Collin war gesundheitlich angeschlagen von der Deutschen Meisterschaft zurückgekommen und blieb mit nur einem halben Punkt aus 4 Partien diesmal unter seinen Möglichkeiten.

Es gibt kaum einen besseren Start in ein Turnier als ein glücklicher Sieg. Diese Erfahrung bewahrheitete sich auch bei dieser Meisterschaft: Gegen Bielefeld hatte Collin früh remisiert. Mykolas Stellung bot keine Ansatzpunkte, dem Gegner Probleme zu bereiten. Nils hatte auf ein eigentlich ungefährliches Figurenopfer die falsche Verteidigung gewählt, doch sein Gegner fand die beste Verteidigung nicht, und Lukas stand ohne Zeit in schwieriger Stellung objektiv eher schlechter. Doch zum Glück verlor sein Gegner die Übersicht:

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Zunächst griff Lukas fehl und spielte 1.Lh6? (1.bxc3 f6 2.Lb2 wäre besser gewesen). Es folgte 1...Sd4 (1... cxb2 ist auch nicht schlecht) 2.Df2 Sxb3? {Der erste Schritt vom Weg. Nach 2...c2 3.Lxf8 Txf8 steht Schwarz trotz des Qualitätsverlustes klar besser.) 3.Ta3 Sd2 (Von hier gibt es für den Springer kein Zurück) 4.Te1 De6 5.Lxf8 Lxf8 6.bxc3 Sb3 7.Tb1 der Springer ist nicht mehr zu retten, und Weiß bleibt mit einem ganzen Mehrturm. Danki dieses unverhofften Punktgewinns konnten Nils und Mykola ihre Partien bedenkenlos remis geben.

Auch gegen Köln in der 2. Runde stand am Ende ein knapper 2,5:1,5 Sieg, der jedoch keineswegs glücklich war: Zwar geriet Collin in einen fürchterlichen Mattangriff und musste die Segel streichen, aber Nils und Daniel kamen zu klar und sicher herausgespielten Siegen. Erneut steuerte Mykola den fehlenden halben Punkt bei.

Auch die dritte Runde gegen Krefeld hielt eine interessante Aufgabe bereit: Hinter einem starken Spitzenbrett spielt mit Mischa Nezhyvenko ein Riesentalent, das selbst Mykola Respekt einflößt: "An diesem Brett werden wir auf jeden Fall verlieren - ich selbst hätte gegen ihn keine Chance". Tatsächlich absolviert Mischa seine Partien mit einem Irrsinnstempo und ist dabei äußerst erfolgreich. Beim Qualifikationsturnier hatte er gegen Collin gewonnen und dabei eine Variante im Caro-Kann gespielt, mit der sich auch unsere Jugendtrainer Timo und Lukas zuletzt intensiv beschäftigt hatten. Ich entschied mich zunächst dafür, an dem Doppelspieltag Collin eine Ruhepause zu gönnen, sodass Nils an Brett 2 rückte. Und der sollte erstmals 1.e4 statt 1.d4 spielen... Der Plan ging perfekt auf: Zunächst hatte Collin richtig erraten, welche Fortsetzung Mischa im 9. Zug wählen würde, und anschließend wusste Nils sogar noch, warum 12...g5 zwingend verliert. Weiter unten können Sie diese Partie komplett nachspielen. Daniel zeigt, dass er den Grand-Prix Angriff besser verstanden hat als sein gegner und erhöht auf 2:0, Lukas und Mykola remisieren zum 3:1.

Noch ein glücklicher Sieg

In die vierte Runde gegen Porz - auf dem Papier der stärkste Konkurrent - gehen wir mit dem beruhigenden Gefühl, bereits nach drei Runden das Minimalziel "Qualifikation für die Deutsche Vereinsmeisterschaft" geschafft zu haben. Porz ist an allen vier Brettern sehr ausgeglichen besetzt, was für uns bedeutet: Die Punkte müssen eher vorne geholt werden. Ein guter Plan, doch ausgerechnet unser Spitzenbrett Mykola lässt dessen Verwirklichung erst einmal ziemlich utopisch erscheinen: Mit einem schrecklichen Blackout stellt er den Bauern auf g6 einzügig ein: Nach h7-h6?? kann die weiße Dame dort schlagen, weil der Bf7 gefesselt ist. Immerhin erlangt Nils aus der Eröffnung heraus klaren Vorteil, und auch Daniel hat eine sehr solide Stellung - die intensive Beschäftigung mit der Hauptvariante von Caro-Kann zahlt sich aus. Doch dafür gerät Collin immer mehr in die Defensive, weil seine Gegnerin Tamila Trunz (amtierende Deutsche U14-Meisterin!) die schwierige Stellung besser versteht.

Plötzlich die jähe Wende am Spitzenbrett: Mykola stellt mit einem Turmopfer auf g2 den Spielverlauf auf den Kopf und gewinnt! Da Nils nicht nur vier Mehrbauern besitzt, sondern seinen Gegner zudem vor ein undeckbares Matt stellt, bietet Daniel in klar besserer Position Remis an, das sein Gegner zähneknirschend akzeptiert. Da fällt es nicht mehr ins Gewicht, dass Collin in der Zwischenzeit wegen eines starken gegnerischen Freibauern auch diese Partie aufgeben musste.

Das Sahnehäubchen zum Schluss

In die letzte Runde gehen wir mit zwei Mannschaftspunkten Vorsprung, ein Unentschieden gegen Paderborn würde also für den Titel reichen. Auch dieser Kampf ist hart umkämpft. Zunächst bekommt Collin, der unbedingt sein bislang schlechtes Turnier noch aus dem Feuer reißen will, erneut Probleme am Königsflügel. Tatsächlich muss er kurz darauf die Segel streichen. Dafür profitiert Lukas von einem groben Fehler seines Gegners, der im 10. Zug eine ganze Figur einstellt. Ohne Probleme bringt er die Partie anschließend nach Hause. Auch die Partie am Spitzenbrett macht Hoffnung: Erstmals in diesem Turnier kann Mykola seinem Gegner schon aus der Eröffnung heraus ernsthafte Probleme bereiten. Und obwohl auf Paderborner Seite mit Maurin Möller ein sehr starker Gegner sitzt, kann er diesen Vorteil mit präzisem Spiel auch tatsächlich zum Gewinn der Partie nutzen. Auch diese schöne Partie können Sie weiter unten nachspielen.

Den Schlusspunkt setzt Nils, der im Mittelspiel etwas zu optimistisch die Damen getauscht hat. Erst danach bemerkt er, dass er wegen eines schwachen Bauern auf g5 vor echten Problemen steht. Doch souverän lenkt er die Partie in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern, das totremis ist. Also gewinnen wir auch diesen Kampf knapp mit unserem Standardergebnis von 2,5:1,5.

Wie so oft hat der Erfolg auch hier viele Väter: Neben den fünf Spielern zählen auch die Heimtrainer Lukas, Lasse und Timo dazu. Daniel Goldkuhle und Jan Lüersen haben die An- und Abreise organisiert, und auch Karl-Heinz Hüttemann hat mit seinem Besuch am Samstag wichtige moralische Unterstützung gegeben. Vielen Dank dafür auch an dieser Stelle!

Alle Ergebnisse dieser Meisterschaft finden Sie bei der Schachjugend NRW. Hier noch einige Partien zum Nachspielen und einige Fotos (Danke an den Co-Fotografen Jan Lüersen!).

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